Historie

Aus der älteren Geschichte der Bruderschaft

Allein die Beschäftigung mit diesem Thema würde ein eigenes Web-Projekt rechtfertigen. Die Annalen der Bruderschaft reflektieren naturgemäß auch die Lebensumstände im Gemeinwesen Neheim zum jeweils relevanten Zeitpunkt. Wir haben versucht, uns auf markanten Begebenheiten und geraffte Darstellung wesentlicher Dinge zu beschränken. Die verwendeten Dokumente wurden in der Originalsprache, sie mag heute etwas eigentümlich klingen, übernommen.

Wertvollster Besitz der Bruderschaft

Wertvollster Besitz der Bruderschaft sind die Königsgedenkmünzen seit 1607. Nach dem Zusammenbruch 1945 hat der damalige Hauptmann das Königssilber, unter Gefahr für seine Freiheit, für die Bruderschaft gerettet - er hatte es vergraben.

An schriftlichen Urkunden waren bis 1957 zwei Lagerbücher vorhanden und zwar aus den Jahren 1753 und 1726. Letzteres, das um 1680 begonnen worden ist, reicht inhaltlich bis 1651 zurück und teilt schriftlich die (Wieder-) Begründung der Bruderschaft mit. Aus dem erhaltengebliebenen Mitgliederverzeichnis ergibt sich, daß zu den vornehmsten Mitbegründern der Bruderschaft Wilhelm von Bayern (Sohn des Landesherrn und Kurfürsten Ernst), Besitzer des adeligen Gutes Höllinghofen sowie fünf Burgmannen gehörten. Wilhelm von Bayern wird unter den "guththätern der Bruderschaft" an erster Stelle genannt.

Die Bruderschaft stand von jeher unter dem Patronat der "Allerheiligsten Dreifaltigkeit und der Gottesmutter Maria". Nach einer Namensänderung zu Beginn des Jahres 1947 führt sie aber den Namen "St. Johannes Baptist".
Johannes der Täufer ist bis auf den heutigen Tag Kirchenpatron der Pfarrkirche und war Stadtpatron der ehemaligen Stadt Neheim.

Die aus dem Jahre 1607 erhaltenen Statuten, die Articuli morales, haben noch heute als Richtschnur Geltung. So waren z.B. alle Mitglieder zur Teilname am Leichenbegängnis und Totenamt eines Bruders verpflichtet. Die brüderliche Liebe erforderte, "daß der eine dem anderen nicht allein im leben, sondern auch nach dem todt beyspringe und behülfflich seye".

In die ersten Jahrzehnte des Bestehens der Bruderschaft fiel der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), in dessen Verlauf die Stadt Neheim wiederholt durch Schatzungen und Kontributionen heimgesucht wurde. Ob Feind oder Freund: beide Parteien saugten die Bürger durch Beitreibungen von Vieh und Getreide aus, wobei die Hausbesitzer, also die Schützenbrüder, am härtesten getroffen wurden.

In den Drangsalen des Dreißigjährigen wie auch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) beging die Bruderschaft ihre Feste im Stillen. Beweis dieser Notstände ist die Inschrift einer von Herrn F.C. Friedrich Georg Cosack, "aufm Burgguth Gransow zu Nehem", am 29. Mai 1763 gestifteten Silberplatte "Nachdem wir in 7 Jahren hart Kriegesnoth erfahren, Endlich Noe schicket die Taub, Mit dem grünenden Friedenslaub; darum anheut unverdrossen wurde der Vogel geschossen".

Fast alljährlich wurde nun das "Gelach" - so nannte man damals das Fest - gefeiert. Nur in Kriegs- und Notzeiten sah man davon ab, so in den Jahren 1799, 1800, 1803 und 1806. Als man 1807 die 200-Jahr-Feier vorbereitete, vernichtete eine Feuersbrunst fast ganz Neheim und jegliche Festlichkeit unterblieb. Nach dem großen Brande herrschten traurige wirtschaftliche Zustände.
So fand auch in den Jahren 1808, 1809 und 1813 kein Fest statt. Die Hausbesitzer, also die Schützenbrüder, waren verarmt. Erst mit der Einführung der Industrie in den 1830er Jahren begannen die Verhältnisse, sich zu bessern.

Wie unsere Vorfahren in religiöser Hinsicht dachten, geht aus einer Protokollnotiz des Jahres 1851 hervor. Es heißt dort: "Da wir nach der vom 21. bis 30. März abgehaltenen Volksmission noch in der Bußzeit leben, geziemt es sich nicht, das Gelag abhalten zu lassen".

Viele Jahre hindurch bemühte sich die Bruderschaft um die Verleihung der Korporationsrechte. Sie wurden erst durch die Vermittlung des Bürgermeisters Dinslage 1849 erreicht. Der Bürgermeister wurde zum Dank bei der 250-Jahr-Feier am 6. Juni 1857 als erster mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.

Ursprung der Schützenbruderschaft

Die Ursprünge des Schützenwesens sollen zu Beginn des 14. Jahrhunderts, in der Zeit der endenden Kreuzzüge, in Flandern liegen. Hier schlossen sich Kreuzfahrer um 1300 zu ersten „Schützengesellschaften“ zusammen und legten damit den Grundstein für das Schützenwesen. Dieses breitete sich in den folgenden Jahrhunderten strahlenförmig über Europa aus. Auch seine Anfänge in Deutschland reichen weit bis ins Mittelalter zurück

Schützengenossenschaften sind der letzte Rest jener einst deutschen Bürgerschaften zustehenden Waffenfähigkeit, die mit der Verteidigung der mittelalterlichen Städte aufs engste zusammenhing. Besonders in denjenigen Städten, in welchen sich die Bürgerschaft an landesherrliche Burgen angliederte und somit in den Kriegen ihrer Landesherren zu beständiger Kampfbereitschaft genötigt war, ordnete sich die Wehrpflicht der Bürger zu geschlossenen Organisationen. Die Bürger rüsteten sich mit Waffen, meist mit der Armbrust. Weil aber erfolgreiche Führung der Armbrust eine nur durch lange Uebung zu gewinnende Fertigkeit voraussetzte, bildeten sich Schützengenossenschaften in der damals allgemein üblichen Form von Gilden, als deren Schutzheiliger gewöhnlich der durch Pfeilschüsse gemarterte St. Sebastian galt.

In gleicher Weise wie in den meisten deutschen Städten entwickelte sich die bürgerliche Kampfbereitschaft in Neheim. Die Villa (Flecken ohne eigene Gerichtsbarkeit) Neheim wurde im Jahre 1263 von dem Grafen Gottfried III. von Arnsberg, der dort ein Castrum (eine Burg) hatte, durch Graben und Mauern als Stadt befestigt. Der Erzbischof Engelbert II. von Cöln gab hierzu seine herzogliche Erlaubnis, wogegen sich ihm Graf Gottfried zu beständiger starker Hülfe gegen jeglichen Feind der cölnischen Kirche, mit alleiniger Ausnahme seiner früheren Verbündeten, zu denen namentlich sein Schwiegersohn Herr Bernhard III. von der Lippe und dessen Sohn Bernhard gehörten, verpflichtete.

In der neuen Stadtgründung war ohne weiteres einbegriffen, daß sämtliche eingesessenen Bürger in allen Fällen von Krieg und Fehde zur Verteidigung der städtischen Mauern eintreten mußten. In den damaligen hausbesitzenden Bürgern - denn von alters her hatten nur Besitzer einer Sohlstätte, d.h. von Haus und Hofraum, Bürgerrecht - sehen wir daher die älteste nachweisbare Wurzel der Neheimer Schützenbruderschaft.

Die Urkunde, durch welche Engelbert II. dem Grafen Gottfried III. von Arnsberg die Villa Neheim als Stadt zu befestigen erlaubt, befindet sich im rheinischen Provinzialarchiv in Düsseldorf.

Sie lautet, aus der lateinischen in die deutsche Sprache übersetzt:

Wir Engelbert von Gottes Gnade der heiligen cölnischen Kirche Erzbischof und des heiligen Kaiserreiches
durch Italien Erzkanzler, und Gottfried, Graf von Arnsberg, beurkunden, daß wir unten näher beschriebene Einigung des Bündnisses und der Freundschaft getroffen, und das Band und den Vertrag wechselseitiger Hülfe geschlossen haben, dergestalt nämlich, daß ich, vorgenannter Graf demselbigen Herrn, meinem und der cölnischen Kirche Erzbischof, so lange ich lebe, gegen jeden der ihn oder seine Kirche bekämpft oder pflichtvergessen belästigt, mannhaft und tatkräftig beistehen will, wozu ich mich verpflichtet habe durch einen geleisteten körperlichen Eid. Ausgenommen sinf jedoch: der Hochwürdige Vater Herr Simon Bischof der Paderborner Kirche, mein Blutsverwandter Herr Engelbert Graf von der Mark, mein Schwiegersohn Herr Bernhard senior von der Lippe und Bernhard sein Sohn; weiter sind ausgenommen mein Schwiegersohn Herr Heinrich Graf von Waldeck und der edle Herr Otto von Ravensberg, gegen welche ich, um meine Ehre zu wahren, nicht kämpfen kann. Wir dagegen, vorgenannter Erzbischof, wollen auf den Rat unserer Getreuen, die uns in solcher Weise von dem genannten Grafen gemachte Willfährigkeits-Erklärung ehrfürchtig ansehen, und damit wir einer solchen Wohltat nicht undankbar erscheinen, gehen wir geben wir demselben die Erlaubnis, daß er aus seiner Villa "Neyhem" eine befestigte Stadt mache, und werden wir ihm dabei wirksam Hülfe leisten. Mit der Erbauung dieser Stadt soll er jedoch keinesfalls vor Ablauf von vier Wochen nach dem jetzt bevorstehenden Feste des hl. Michael beginnen. Und wenn es uns scheint, daß die fragliche Befestigung uns und der Kirche besonders passend erscheint, dann wollen wir dem genannten Grafen als Entschädigung 400 Mark geben und darüber einen vollen Bürgschaftsschein innerhalb der ersten vier Wochen nach dem Tage des hl. Michael ausstellen. Von diesen 400 Mark wollen wir ihm die Hälfte am Feste der hl. Walburgis, welches anfangs Mai fällt, und die übrige Hälfte am folgenden Feste des hl. Remigius auszahlen. Wenn wir aber dem Grafen die Sicherheit auf dieses Geld innerhalb der vorgenannten Frist nicht geben, oder in betreff dessen nachlässig wären, dann soll es dem Grafen augenblicklich freistehen, mit unserem freien Willen und der versprochenen Hülfe die Erbauung der vorgenannten Stadt vorzunehmen.

Dem genannten Grafen versprechen wir auch, dafür Sorge zu tragen, daß ihm in betreff eines jeden, der ihn unbilliger-Weise bekämpft, innerhalb des Zeitraumes von einem Monate auf sein Nachsuchen die Gerichtsbarkeit gestattet sein soll; und wenn ein solcher von seinem Unrechte abzustehen sich weigern sollte, dann wollen wir dem genannten Grafen zur Verfolgung seines Rechtes treu beistehen gegen jeden, der die Gerechtigkeit verachten wird. Wir nehmen jedoch die ehrwürdigen Väter den Herrn Gerhard Bischof von Münster, den Herrn Simon Bischof von Paderborn und den Herrn Balduin Bischof von Osnabrück aus; ferner nehmen wir aus die edlen Herren Otto von Nassau, Berthold von Büren und Berthold, seinen Sohn, gegen welche wir dem Grafen weder Hülfe noch Unterstützung leisten werden.

Ich vorgenannter Graf, und meine Erben wollen, wenn uns die Erbauung dieser Stadt gelingen wird, in derselben weder Leute noch Burgmannen oder Ministerialen unseres vorgenannten Herrn Erzbischofs zum Aufenthalt aufnehmen oder ansammeln.

Wir vorgenannte, Erzbischof und Graf, bezeugen öffentlich, daß alles und jedes vorgeschriebene wahr ist. Und zum Zeugnis und zur Bekräftigung dessen haben wir an gegenwärtige Urkunde unser und des ehrwürdigen Vaters, des Herrn Simon Bischofs von Paderborn und Theodors, des Herrn von Falkenberg Siegel befestigt

Geschehen und gegeben zu Cöln den 4. September im Jahre des Herrn 1263.

Die Freundschaft zwischen dem Erzbischof und dem Grafen war nicht von langer Dauer. Denn eine Urkunde vom 21. Januar 1277 (...) bestätigt einen Frieden, der nach einer zwischen Erzbischof und Graf ausgefochtenen Fehde abgeschlossen wurde. Da dieser Friede in dem "Lager" oder in den "Verschanzungen" bei Neheim zustande kam, so waren an der Fehde die wehrhaften Bürger Neheims jedenfalls beteiligt.
Die Friedensurkunde lautet, aus dem lateinischen in das deutsche übersetzt:

Wir Gottfried, Graf von Arnsberg und Ludwig unser Sohn anerkennen und bezeugen öffentlich mit gegenwärtigem Schreiben vor aller Welt, daß wir, weil zwischen unserm ehrwürdigen Vater Herrn Siegfried Erzbischof von Cöln und seinen Leuten auf der einen Seite und uns und unsern Leuten auf der andern Seite eine freundschaftliche Beilegung der Kriegsunruhen stattgefunden hat, in den Diensten dieses unsers Herrn des Erzbischofs von Cöln bleiben werden, solange er selbst lebt und wir leben und dieses versprechen wir mit geleistetem körperlichen Eide und werden ihm selbst beistehen, wo es nötig sein wird, mit Wahrung unserer Ehre. Was wir durch Anheftung unserer Siegel bekräftigt haben.

Verhandelt und gegeben in der Burg bei Neheim am Freitag d.h. am Tage der hl. Agnes im Jahre 1277.

In dieser Fehde war also der Graf unterlegen. Während die Urkunde noch den Charakter eines rein persönlichen Friedensschlusses zwischen Erzbischof und Graf trägt, so wurde unter den Nachfolgern beider das gegenseitige Verhältnis ein immer gespannteres, hauptsächlich dadurch, daß die Erzbischöfe von Cöln die herzogliche Gewalt immer mehr auszudehnen trachteten und damit die gräfliche Herrschaft überflügelten und aufsogen. Die Grafen von Arnsberg suchten während dieser Reibungen, denen sie schließlich erlagen, die Feste Neheim zu kräftigen und zu fördern, um an Burg und Stadt einen sicheren Halt zu haben. So erteilte Graf Gottfried IV. der Stadt Neheim und deren Bürgerschaft am 25. Juli 1358 die Rechte der Stadt Lippe (Lippstadt). Zwei Jahre später erteilte er der Stadt das Privilegium eines freien Jahrmarktes und am 22. Februar 1368 schenkte er der Stadtgemeinheit (Bürgerschaft) zu Neheim einen Wald in Größe von 925 Morgen, bestehend aus den Forstorten Hohensundern, Bitiksundern, Grevenheide und Donnerscheidt. Die Urkunden von 1358 (Erteilung der Rechte der Stadt Lippstadt) und 1368 (Schenkung des Waldes) sind für die Wehrhaftigkeit der eingesessenen Bürger, also für den Stamm der Schützenbruderschaft, von besonderer Bedeutung, weil darin die Verpflichtung der Bürger zu Befestigung und Sicherung der Stadt hervorgehoben ist. Die Urkunde von 1358 bestimmt in 17 Abschnitten die städtische Gerichtsbarkeit und sie gibt ein unmittelbares anschauliches Bild der Rechtsbegriffe, unter welchen die Vorfahren der Neheimer Schützenbrüder im 16. Jahrhundert gelebt haben.
Die drei o.g. Urkunden sind als beglaubigte Abschriften im Neheim Stadtarchiv hinterlegt. Graf Gottfried IV., dem die Bürgerschaft Neheims so vieles zu verdanken hat, war der letzte seines Stammes und der letzte Graf von Arnsberg. Nachdem er mit seinem übremächtigen Gegner, dem Erzbischof von Cöln und dessen Verbündeten, dem Grafen Engelbert III. von der Mark, wiederholt im Kampfe gestanden, sank der Arnsberger Adler (der silberne Adler war das Wappenzeichen der Arnsberg Grafen) fluglahm zu Boden. Der fruchtlosen Kämpfe müde, verkaufte der Graf, "da er keinen Leibeserben habe, der nach seinem Tode die Grafschaft übernehmen werde", am 10. Mai 1369 die Grafschaft einschließlich "Burg und Stadt zu Neheim", an das Erzstift Cöln. Er starb am 21. Februar 1371 in Brühl als 75 jähriger Greis und wurde im Cölner Dome beigesetzt. Seit 1369 also gehörten Burg und Stadt Neheim zum Erzstift Cöln. In der cölnischen Zeit wird eine wohlerwogene Gliederung des Verteidigungswesens von Burg und Stadt Neheim erkennbar. Diese Gliederung zerfiel in:

I. Die erzbischöfliche Burg und ihre Besatzung.

Die von den Arnsberger Grafen erbaute nunmehr unter cölnischer Landesherrschaft stehende Burg stand dort, wo jetzt die Burgstraße anfängt. Sie war 160 Fuß lang und 150 Fuß breit. Ihr Name ist in der nach ihr benannten Burgstraße erhalten. Schon am 9. September 1369, also gleich nach Uebernahme der Arnsberger Grafschaft verlieh Erzbischof Cuno dem Heidenreich Wolff von Lüdinghausen, seinem Vogt, den Turm der Burg auf Widerruf unter der Bedingung, daß Wolff den Turm auf seine Kosten in Acht nehme, verteidige und unverfallen unter gehörigem Dache erhalte, daß er ferner wenigstens 2 treue Männer als Wächter auf dem Turme halte. Für den Unterhalt der Wächter erhielt Wolff 8 Mark Soester Währung aus dem Erzbischöflichen Amt in Neheim. Die Besitzer von Haus Höllinghofen und Haus Füchten waren in cölnischer Zeit verpflichtet, in Krieg und Fehde dem Burgvogt als besatzung zur Seite zu treten.

II. Die Burghäuser zu Neheim.

Es waren dies 3 befestigte Häuser, wie sie im mittelalterlichen Verteidigungswesen als Kampf-und Wikhäuser erscheinen. Sie sprangen bollwerkartig aus der Stadtmauer hervor. Ihre Besitzer führten den Namen Burgmannen: sie waren vom Erzbischof mit Haus und Grundstücken belehnt und waren verpflichtet, diese Beifestungen zu verteidigen.

Die Burghäuser waren:

  1. Das Schüngelsche Haus, schon im Jahre 1377 im erblichen Lehnsbesitz der Familie Schüngel, bei welcher es bis zum Jahre 1744 verblieb. Es stand an der Stelle des jetzigen alten Friedhofes an der Ruhrbrücke. Baureste sind nicht mehr vorhanden.
  2. Das Freseken Haus, seit dem 28. Juli 1377 im erblichen Lehnsbesitz der Familie Freseken, bei welcher es über 200 Jahre verblieb. Es stand dort, wo jetzt das Gräflich von Fürstenbergische Haus an der Ruhrbrücke steht, also dem Schüngelschen Hause gegenüber. Die gegen die Ruhr vorspringenden alten Umfassungsmauern sind noch erkennbar.
  3. Der Gransauer Hof an der Stelle des jetzigen Cosackschen Platzes belegen. Urkunden über dieses Burghaus aus der älteren cölnischen Zeit liegen nicht vor. Erst im Jahre 1596 erscheint in einer Urkunde Georg von Strünkede als Besitzer. Bollwerkartig vorspringende Fundamentmauern sind noch vorhanden.

III. Die wehrfähige Bürgerschaft.

Sie hatte die Stadtmauern zu befestigen und zu sichern (...), sowie diese Mauern in Krieg und Fehde zu verteidigen. Die Stadt umfaßte damals lediglich den bezirk der jetzigen Hauptstr., der Burgstraße, des Neumarktes und der Möhnepforte. Die Stadtmauer krönte den oberen Rand der noch vorhandenen Wallböschung; sie ist stellenweise noch jetzt erkennbar. Pforten befanden sich nur neben der Burg, an der Möhnebrücke und an der Ruhrbrücke. Ziffernmäßige Angaben über die Zahl der Häuser und deren Bürger sind aus älterer cölnischer Zeit nicht vorhanden: an der Hand des alten Stadtplanes und verschiedener Notizen kann indessen die Zahl der Häuser auf 200, die Zahl der Einwohner auf 1200, die Zahl wehrfähiger Bürger auf 200 ungefähr berechnet werden.

Wie sehr die Bürgerschaft in das städtische Verteidigungswesen eingegliedert war, das allein Schutz gegen Feinde, gegen Raub und Mordbrennen gewährte, ersieht man am deutlichsten aus der Geschichte der großen Soester Fehde in den Jahren 1444-1447, die von dem damaligen Soester Stadtsekretär Bartholomäus von der Lake aufgestellt worden ist. Es ergiebt sich aus dieser eingehend und gewissenhaft geführten Chronik, daß die Höfe der wehrlosen Landleute, ganze Dörfer und Städte ausgeplündert, verbrannt und so gründlich zerstört wurden, daß von vielen Ortschaften heute noch die Namen zwar in Urkunden stehen, daß aber ihre Stätte nicht mehr aufzufinden ist. Die beiderseitigen Heere, nämlich das cölnische und das durch Hinzutritt mehrerer Dynasten verstärkte soestische, schienen aus Haufen von Räubern und Mordbrennern zu bestehen, die ihren Kriegsruhm darin suchten, die wechselseitigen Gebiete in Wüsten zu verwandeln. Diese "Heldentaten" mußten nicht nur die Gebiete um Soest, sondern nördlich der Grafschaften Pyrmont, Lippe und Ravensberg, östlich das Paderborner Land, südlich das Ruhr-und Möhnetal, westlich die Gegend bis nach Dorsten empfinden. Die Stadt Neheim wurde in dieser Fehde ausgebrannt.

Nachstehend folgen für Neheim und dessen Umgebung Auszüge aus der Chronik, die besser wie alle nachträglichen Auseinandersetzungen ein treues Bild der damaligen "Kriegsführung" geben.

Von einer groiten Niderlage der Colschen (Kölnischen).

1444
Up aller Apostel Dach, do entsede (entsagte) Johan Freseken den van Soist und he folgede dem Breve (Absagebriefe) mit den van Rueden, Waersten, Beleke und Hertzberge to Vote und to Perde. Dusse Breif quam to Soist to einer Ure Namidach. Se slogen Niengeisken (Neuengeseke) uth un branten in den Grunt. Aver de van Soist quemen mit enne to mangeln (ins Gemenge) und wunnen deu Colschen aff 43 gewapen und gesadel Perde und fengen Johan Freseken, 2 Lüerwalde, den Dobbe und einen genant Vollant, Ruter Peter, noch eines Ritters Son uth dem Lande van dem Berge. Dair to leiten se 4 Doden, der was ein der van Plettenberch. Hir entgegen verloeren de van Soist 1 Pert. Dit was de erste Wilkome der Colschen, dar den kleinen Steden na verlanget hadde. ("Johan Freseken" war Burgman in Neheim.)

1444
In der Wecken na Lamberti rante Clamer Busche vor Neem. Se schotten dar sere uth mit Büssen (Geschütz), dat men id to Soist horde. Clamer rovede (raubte) groit Guidt, he verlois ein Pert. De Nemeschen leiten 1 Doden.

1444
Des Sundages vor Simonis und Juden Dach togen de van Soist over den Arnsberger Walt mit 60 Perden, 200 to Vote. Dat was den Colschen uth Soist verbodet und verraden. Dusser Verrederie worden de Heren van Soist gewar, leiten de Klocken slaen, togen eren Fronden na up den Walt. Da quemen se enne entegen und hadden den Colschen groiten Schaden gedaen mit Roven und Brande, hadden fromelike gestreden, brachten 52 gefangen, over 30 worden doit geslagen. Dei Soistschen leiten ein reisich Pert tobchorich Frederik Caster, 3 Doden, 6 gewunt (verwundet) und verloren 2 Gefangene.

Item op der 11 dusent Junferen Dach, do grepen de van Nehem 4 frome simpel Mans von Soist. Bi dem bewisen se groite Tyrannie, se hengen se tegen Godt, Ere und Recht, nicht angesein, dat id in einer appenbaren Heren Vede was.
Item vil Rovens, Bernens is to beden Siden, to Vote, to Perde, bi dach und Nacht in dussen Jahr gescheit, des to vil to schriven wer.
Item de Colschen, sunderlinges de van Werle und Nehem roveden op dat Lant van der Marke, unentsachter Veede, tegen alle billichet, halden dar uth over dusent Koee und vil mer Schape.

1446
In der achten Nacht na hilligen dre Konige quemen de Colschen Amptlude, de van Werle und Nehem, breken de Kerken to Menikhusen (Meiningsen) up, schinden de, stegen op den Torn, worpen darvan tor Erden to doit einen armen berven Man, de de Warde heilt op dem Torn und sin broit darmedden warff; wante de Torn is alwege eine Warde der van Soist gewesen.
Des anderen Dinstages na Paschen do mokeden de van Soist van dem Torn to Menikhusen eine Warde wedder, als id in vergangen Tiden plach to wesen, nicht in Meininge, darvan to roven, sunder dat Velt to bewaren.
Des derden Donnerdages na Paschen, in der tokomenden Nacht, quam de Bischop wal mit 1000 Perden vor Menikhusen. Dar to quemen alle sine Ruterschop, Stede und Buren des gansen Landes, to Vote und to Perde. Und  als id quam tor Middernacht, to ener Uren, begunten se den Torn to stormen in Meininge, de van Soist solden dar up jagen; alsdan wolden se vorhauwen und de Stat so gewinnen. Aver de van Soist bewarden er Stat.
Item des Morgens, als idt an den Dach quam, togen de van Soist int Velt und balde in derselven Ure quemen enne to Hülpe de twe Graven mit der Stat Lippe und helden den gansen Dach tuschen der Stat und Menikhusen. Dem Bischope und sinem groten Her to Hoen und Spite helden se mit em ein Schuitgeverde (Schießgefecht), so dat der Colschen viel doit bleven und leiten dar 2 reisige Perde. Den van Soist wort 1 aff geschotten.

1445
Fridages na dem Sundach Cantate als un de van Werle und Nehem verstonden, dat er Verreder und Vorspeer (Späher) gemeldet was, worden se as grimmige Beiste, nemen und hengen der armen gefangen Lude, de se in dem Holte gefangen hadden, 11 an Bome op der Haer, dar mit er und des frontverreders Moit gestillet worde, unbedacht, dat de van Soistock Hande, Bome und Sele hedden, dar se ock mit binnen konnen.

1445
Up der 11000 Megede Dach quemen in Soist 6 Voitgesellen, hadden gerovet bi Hüsten 40 Swine und fengen den Herden.
Item des Dinsdages na aller Hilgen weren 6 Gesellengaen uth Soist, roveden bi Bremen 12 Swine und 6 Perde. Desselvigen Dages brachten noch 12 Gesellen 2 Perde, 24 Swine, 26 Schape.
Item up sunt Mertins Avent brachten sumige Voitgesellen 8 fette Koe unde 6 Perde. - Item up denselven Dach brachten 6 Voitgesellen 12 Perde und 6 Gefangene. - Item op denselven Dach brachte ein Voitgeselle einen Gefangen van dem walde und hadde einen doit geslagen,ap dat he den anderen in Soist mochte brengen. Up sund Mertins Dach reden uth Soist 60 Perde, haelden vor Bremen und dar entlangest over de 60 Koe, 9 Perde, 5 Wagen, 40 Swine, 300 Schape.

1445
Up Gudensdach na sunt Thomas gengen uth Soist 50 Gesellen mit Armborsten und Peeken up den Hemmeschen Wech. Se hadden er Warde op einem Bome, de wort gewar, dat de Werleschen unde de van Nehem to Werle uth der Parten togen, to Vote und to Perde. Als se dat haerden, worden se sick kiven und tvispaldich. Under des quemen de Viende an einer Siden unde fengen erer 11, de anderen swemmden dorch de Soistsche Becke, dar heilt Hoberch van der Hovestat an der ander Siden der Ahssen und grep er noch 7, so dat er tosamen 18 gefangen worden. De anderen quemen widder to Soist. Dusse Uitthoch und Anslach der Soistschen was den van Werle verspeit (ausgespäht) und verraden und de Verreder was manek dem Hope.

1446
Des Mandages na Lechtmisse in der nacht to 9 Uren quemen de Colschen hemelick vor Soist, schotten dar in op 3 oder 4 Orden Füerpile (Feuerpfeile, Brandpfeile) und blinde Pile dar na. God vagede id, dat des de Wechter wis worden, flogen de Klocken, dat dat Volk anquam, kriegen de Pile, drogen se op dat Raithuis, heilden se to rade, wante id mochte sich gefallen, dat man se den Colschen wedder sente und bestedige better.
Des Dinsdages na sunt Scholastiken Dach togen der van Soist Soldeners uth tegen de Nacht, quemen to Voswinkel und darum lank, roveden, plünderden alles wat dor was, so vil als se driven und voren konden, brandschaddeden 70 Gulden.
Item op sunt Gertrudes Tage reden der van Soist Rüter op Eventuir na Hüsten, roveden 14 Perde und fengen 2 Mans.

Wu Nehem uth brante.

Up Gudensdach na Mitfasten in der Nacht togen de van Soist vor Nehem, wolden versoken, off de Füerpile, de in Soist geschotten worden, ock noch gudt waren. Do id an den Dach genk, deden de van Soist noch groite Gnade und Barmhertichkeit, dat se nin (kein) Füer schotten tegen de Nacht, als de Colschen to Soist deden. Ock leiten se eine groite Büssen lois scheiten, up dat se jo wackhaftich weren unde nicht gemortbrant worden. Dar na schotten se er egene Füerpile dar in und branten dat ganse Stedeken uth, up 8 Hüser na und der van Soist bleif dar ein doit und 4 worden gewunt, aver id schade enne to dem Live nicht.

1446
Des Mandages na Walburge, haelden de van Soist eren Mei (und einen groiten Roiff) vor Arnsborge, branten darumb her, to Nehem, vart over de Rure Müscheden, Hüsten, Herderingen, Emmeringen, Overemmeringen und wat Dorpe und Hove dair mer weren unde wunnen de stenen Warden, twe Hovelüde-Woninge: Broikhuzen und Varenhagen, plunderden wes dair was und verbranten se do in den Grund, roveden vil Bedde, Kannen, Potte und allerlei Huisgerait sunder Tael. Item 160 Ackerperde, 6 beslagen Wagen, over 500 Koe, 100 Kalvere, 400 Swine, 300 rinscher Schape und vil Segen (Ziegen). Se fengen nicht mer dan 11 Manne, wante se branten so tige, dat de Manne tom walde inlepen. Do togen de van Soist torügge. Ock fengen se al de Vrowen, de se krigen konden und nemen se mit sich. Als de Soistschen nu tu Hus teen wolden, hadden sich de Colschen to Hope verbodet und togen vor eine Sluppe. Der van Soist Büssen-unde Armborsteschütten hadden sich vor dat Hoel verstecken und leiten de Colschen wal ankomen und schotten do mank den Hop, deden en groiten Schaden an Lüden und Perden tom Dode to, so dat de Biande wiken moisten und de van Soist quemen mit Leve tegen den Avent to 6 Uren to Huis. Als se vor den Parten quemen, geven se den Wiven Dach (Urlaub).

1446
Des Gudensdages na sünt Jacobs Dach roveden de soistschen Soldeners van Nehem 4 Ackerperde.
Item op Saterdach na sünt Michaels Dage waren 17 Gesellen gerant vor Arnsborch, brachten 3 Gevangen und 8 Ackerperde.

1446
Up Saterdach na Simonis und Jude sin reisige Knechte un Borgers van Nehem in der Nederlage der Colschen bi Soist gevangen worden:
Henneke Franke, Diderick Horsteken, Albert Schüngels Knecht,
Albert Schüngels ander Knecht.
Item wat hir der Colschen nicht gevangen worden, de worden eren Vronden veltfluchtich. Den selvigen jageden de van Soist na bis to Nehem vor den Parten.

1446
Des Sundages vor sünt Lucien Dage brachten 4 Gesellen einen Gevangen, den se kregen vor Nehem.

1447
Des Sundages na Symper ranten de van Soist vor de Waterlappe, kregen 2 Gevangen, roveden 18 Swine.
Item des Mandages op Antonius Avent gengen uth Soist 3 Gesellen to Vote vor Nehem, vengen den Borgermester selvest, roveden 4 Perde.
Item des Donerdages na sünt Paulus Dage reden uth Soist ein Deil Rüter, vengen vor Nehem einen Borger, roveden 2 Perde.
Item des Vridages reden der van Soist Rütere weder vor Nehem, vengen 2 Reiseners mit Perde und Harnsche.

1447
Des Sundages na Pinxten quemen de Lippeschen to Soist, togen tosamen vor Menden. Dar quam unse g. Junker (der Herzog von Cleve) mit seinen Rütern tot enne, schotten Vüer in Menden, treddeden dat Karn, branten Wickede und alle de Dorpe und Hove dar umme her, vengen vil Menne, den Tal ich nicht wetten konde, roveden groit Gudt an Perden, Koen, Swinen, Schapen und Segen, an Bedden, Potte, Kettelen, Kanne und allerle Huisgerait nicht wol megelich to schriven. Togen da vart mit Heres Krafft to Werle vor und treddeden dat Karn jammerlick. Op dusser Reise leiten de van Soist 2 Doden, de van der Lippe 1 Doden. Unse g. Junker toch mit den sinen ind Land van der Marcke und de van Soist und Lippe to Huis.

1447
Up Quasimodo geniti togen de van Soist na der Hemmelporten tho Vote und slogen dar Perde, Kogge, Swine und Schape thosamen und darmit na Soist.

In der Soester Fehde wurden bereits Geschütze (Büssen) gebraucht, aus denen Steinkugeln geschossen wurden. Mehrere dieser primitiven Geschosse und Kopfgröße und darüber, aus Soester Grünsandstein grob behauen, wurden bei der Fundamentierung des Hotels zur Post im Jahre 1899 gefunden. Die Armbrust war noch Schußwaffe für den Handgebrauch. Als blanke Waffen wurden Gleve und Pike verwendet. Erst gegen Mitte des 16. Jahrhunderts kamen in Westfalen die Handfeuerwaffen in allgemeinen Gebrauch, wie aus folgendem Abschnitt von Detmar Mülhers Chronik der Stadt Dortmund hervorgeht:

"Im Jahre 1534 haben die Burger die Armbrust verlaßen und halbe Haken (Handfeuerwaffen, Büchsen) geführt. - Umb duße Zeit hatte die Stadt Dortmund einen Feindt Antonius Stypel genandt, welcher auch die Burger offtmahls beraubete, ist aber im Jahre 1538 zu Nehem cum complicibus angrieffen und hingerichtet."

Die Anfänge der Neheimer Schützen bis zum Jahr 1607

Das Schützenwesen hat auch in Neheim seit jeher eine große Bedeutung. Doch liegen seine Anfänge, wie bei allen westfälischen Städten, im Dunkel der Geschichte.
Große Feuersbrünste, die Neheim fast bis zur völligen Vernichtung heimsuchten, haben Dokumente und Urkunden vernichtet. Gesichert ist die Jahreszahl 1607. In diesem Jahr hat der Erzbischof von Köln, Kurfürst Ernst von Bayern, die Gründung der Bruderschaft begünstigt und die Statuten, die dem Wortinhalt nach noch erhalten sind, genehmigt.
Daß jedoch in Neheim vor 1607 eine Schützengilde bestanden hat, kann indirekt aus der Tatsache geschlossen werden, daß der eben genannte Erzbischof bei seinem Durchzug durch die Stadt Neheim am 6. Juni 1584 "herrlich mit Schießen empfangen wurde" (Feaux, Geschichte Arnsbergs, 1895, Seite 238). Graf Gottfried III. von Arnsberg hatte Neheim 1263 stadtmäßig befestigen lassen. Grundsätzlich waren alle Bürger für die Verteidigung der Stadt mitverantwortlich. Die Schützen waren in den Städten eine Eliteeinheit der Bürgerwehr.
Nach Aussage von Dr. Theo Reintges waren die Schützengilden freiwillige Zusammenschlüsse von an Schießübungen interessierten Bürgern, also Schießübungsgemeinschaften. Es ist eigentlich undenkbar, dass eine Stadt wie Neheim keine Schützengilde gehabt haben sollte. Ihre Blütezeit erlebten die Schützengilden bis etwa zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die veränderte Kriegsführung und die Entwicklung der Waffen waren Gründe, daß in vielen Städten das Schützenwesen verkümmerte. Die Schützengilden wurden im Laufe der Zeit mehr und mehr zu Vereinigungen, die das Schießen nur noch als Brauchtum pflegten. "Es waren", wie es in einem alten Statut heißt, "freundliche und brüderliche Beysammenkünfte, durch die das bürgerliche Wesen, Frieden und Einigkeit desto baß gepflanzet und erhalten wurden".
Die neuen bzw. wiedergegründeten Vereinigungen schlossen sich eng dem kirchlichen Leben an. Sie wurden als kirchliche Bruderschaften zugelassen und privilegiert. Das geschah in Neheim im Jahre 1607.

Von Theo Schröder

Die Schützenbruderschaft in den ersten 200 Jahren ihres Bestehens – 1607 bis 1807

Die Schützenbruderschaft wurde im Jahre 1607 begründet und sie hat seit dieser Zeit ununterbrochen bestanden. Der unantastbare Beweis dafür befindet sich in den mit dem Jahre 1607 beginnenden Königsgedenkmünzen, (...). Die Verbindung mit dem religiösen Leben wurde hier ebenso sehr, wie in den anderen Schützen-Gesellschaften des Herzogtums Westfalen angestrebt. Die heilige Dreifaltigkeit und die Gottesmutter Maria wurden zu Schutzpatronen erkoren.
Schriftliche Urkunden über die Bruderschaft aus der Zeit von 1607 bis einschließlich 1752 sind nicht mehr vorhanden. Die großen Feuersbrünste, welche Neheim heimsuchten, haben die schriftlichen Nachrichten, welche sich darüber im städtischen Archiv, in den Akten der Bruderschaft und im Privatbesitz befanden, vernichtet. Nachstehend eine kurze Angabe dieser verheerenden Brände:

1673. am Vitustage, 15. Juni, wurde die ganze Stadt, bestehend aus 200 bürgerlichen Wohnhäusern samt Kirche, Schule und Rathaus ein Raub der Flammen. Nur ein einziges Haus, Hunnes Haus, an der Möhne, blieb verschont.
1718. am ersten November brannte der dritte Teil der Stadt ab, nämlich 42 Wohnhäuser.
1807. am 10. April, morgens gegen 10 Uhr brach ein Brand aus, der so schrecklich um sich riß, daß binnen einer halben Stunde die ganze Stadt in Flammen stand. In einer Zeit von kaum 1½ Stunden waren die Kirche, das Rathaus, das Vikarie- und Schulgebäude, die Oel- und Sägemühle, sowie 156 Wohnhäuser ein Feuerherd. Nur 19 meist unbedeutende Gebäude blieben von den Flammen verschont.

Eine abgerundete Darstellung über die ersten 200 Jahre der Bruderschaft läßt sich daher nicht geben. Man ist beschränkt auf einzelne chronikartige Notizen, auf die in den Königsmedaillen erhaltenen Namen der Schützenkönige und auf das erhalten gebliebene Mitgliederverzeichnis ( ... ) .

Aus dem Mitgliederverzeichnis ergibt sich, daß die vornehmsten Gründer der Bruderschaft Wilhelm von Bayern (der Sohn des Landesherrn und Kurfürsten Ernst), Besitzer des adeligen Gutes Höllinghofen, sowie 5 Burgleute (Burgmannen), nämlich:

Jürgen Schüngel,
Friedrich Wolff,
Hauptmann Israel,
Ernst Dietrich von Schüngel, Droste zu Werl und Neheim,
Obrister Ferdinand Luther von Bönninghausen
waren, welchen sich eine Reihe von Bürgern anschloß.

In die ersten Jahrzehnte des Bestehens der Bruderschaft fiel der dreißigjährige Krieg, 1618 - 1648. Gleichwie Arnsberg scheint Neheim durch diese verderbliche kriegerische Flut verhältnismäßig nicht allzu sehr heimgesucht worden zu sein, denn was an Akten noch vorhanden ist, erwähnt weniger die unmittelbaren Eingriffe feindlicher Heerführer, als vielmehr Schatzungen und Kontributionen (Beitreibungen von Vieh und Getreide), welche von den Truppenführern erhoben wurden. Es war damals keine Seltenheit, daß ein Ort Schatzungen und Kontributionen zugleich an kaiserliche und an feindliche Heerführer leisten mußte. Naturgemäß traf dieses Aussaugungs-System die Hausbesitzer, also die Schützenbrüder, am härtesten. Noch sind im städtischen Archiv folgende Urkunden und Schriftwechsel vorhanden:


1. 1623, Unterhaltung der Rüthenschen Reuter und des Kriegsvolkes,
2. 1626, Quittung über die an den Kapitain Wechmar gezahlte Kontribution,
3. 1635, Schuldverschreibung über 30 Reichstaler zur Verwendung für hessische Kontribution,
4. 1652, Schriftwechsel mit den landesherrlichen Behörden über eine vom Herzog Christian von Braunschweig während des Krieges vorgenommene Brandschatzung.
5. 1653, Schuldverschreibung über 37 Reichsthaler, welche zur hessischen Kontribution verwendet waren.

Erst mit dem Jahre 1753 beginnen geordnete Aufzeichnungen über die Bruderschaft, welche von Josef Schlanckert, kaiserlicher Notar, in einem Lagerbuch (dem sognannten Protokollbuch) amtlich niedergelegt wurden.

Das Lagerbuch beginnt mit folgendem Titel:

Anno 1753 d. 2. Marty ist dieses Lagerbuch über die Capitalien und renthen der löblichen Schützenbruderschaft zu Nehemb, sodann einverleibung der Herren Schützenbrüder mit deren Namens-Notation formblich auff den Fuß der alten Lagerbücher von neuen verfertiget und zwarn 2 gleichlautende, wovon eins dem Herrn Haubtmann und das andere einem zeitlichen ältesten Scheffen von jahren zu jahren zu der löblichen Bruderschaft auffkommen eingehändigt werden muß: weß führohin darin geschrieben oder verfedert werden müsse, muß in beyde bücher zu männiglicher nachricht gleichlautend einverleibet werden und seyndt diese zwey neue Bücher ausgefertiget von mihr.
Joseph Schlanckert
Notario Caesareo publico Arnsbergae immatriculato et hujus secretario, manu propria.

Das Lagerbuch zerfällt in folgende Teile

1. Articuli morales, wornach sich die Schützenbruderschaft hiesiger statt Nehemb zu richten hatt.
2. Folgen die Capitalia, so von der hochlöblichen Bruderschaft ahn andere für jährliche intereße dem alten gebrauch nach außgethan und gibt ein jeder Creditor für gelehnte zwölff Reichsthaler ein Mütt gersten.
3. Folgen die Herren Schützenbrüder mit Nahmen und Zunahmen, welche ihre Amts- oder Bruderschaftsgelder noch nicht bezahlt, und was ein jeder geben muß.
4. Demnach im Jahr 1607 von dem Hochwürdigst-Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn Ernesto Ertzbischoffen zu Cölln und Churfürsten, Unserem gnädigsten Herren, die löbliche Bruderschaft allhier zu Nehemb unter gewissen regulen und Statuten erlaubt worden, und dann die brüderliche liebe erfordert, daß der eine dem anderen nicht allein im leben, sondern auch nach dem todt beyspringe und behülfflich seye; alß wirdt vor alle diejenige, welche von dato dieses 1607 ten jahrs biß hiehin verstorben und künfftig hin sterben werden, jährlichs feria prima post dominicam Ssmae Trinitatis ein singendes Meßopffer in hiesiger pfarr Kirchen gehalten, welchem die lebende Schützenbrüder beyzuwohnen verbunden seyn; sodann wird in praedicta Dominica Ssmae Trinitatis ante et post concionem für die verstorbene dieser Brüderschafft ein allgemeines gebett begehrt. Deren Nahmen seyndt folgende ( … Liste der verstorbenen Mitglieder … )
5. 1753 d. 20 ten Junny hatt Herr Cämmerer Ottersted alß Schützen Scheffen seine rechnung richtig abgethan und von denen erlegten geldern dem neuen ahngehenden Herrn Schützen Scheffen Wilhelmo Toppius eingehändigt: 35 Reichsthaler 50 Petm.

Den Vogel betreffend.
Mit dem Vogel seyndt darahn 28 gold und silberstück . ( … es folgen die jährlichen laufenden Protokolle und Rechnungslegungen … )

Mit dem 7 jährigen Krieg 1756-1763 begann für die hausbesitzenden Bürger eine Verarmung, aus der sie sich erst nach einem Jahrhundert erholten. Nach einer zuverlässigen Berechnung hatte die Stadt während des Krieges an Beschädigungen, Brandschatzungen und Lieferungen Schaden erlitten:

1. Durch die französischen Truppen 36,822 Thaler
2. Durch die alliierten Truppen 12,440 Thaler
Insgesamt 49,262 Thaler

Eine für die damalige Zeit ungeheure Summe! Die Stadt erhielt dafür keine Vergütung. Der große Brand vom 10. April 1807 steigerte die Verarmung und den Notstand auf das äußerste.

Quelle: Festschrift zur 300-Jahr-Feier der Bruderschaft am 26. Mai 1907

Die Schützenbruderschaft im 3. Jahrhundert ihres Bestehens – 1807 bis 1907

Bedeutende Veränderungen im Staatswesen und in den Verhältnissen der hausbesitzenden Bürger leiteten dieses Jahrhundert ein.
Das alte Herzogthum Westfalen, mit welchem zusammen Neheim seit 1369 dem Kurfürstenthum Köln angehört hatte, war im Jahre 1802 an Hessen-Darmstadt gefallen; hessische Truppen unter dem Hauptmann Marchand hatten am 11. September 1802 von Neheim Besitz ergriffen. Im Jahre 1816 gelangte Neheim mit dem Herzogtum Westfalen an die Krone Preußen.

In den kriegerischen Zeiten, welche seit Beginn der französichen Revolution hereingebrochen waren, wurde Neheim mit Einquartierungen belastet. Das städtische Archiv berichtet insbesondere:

  • über Einquartierung preußischer Truppen zur Besetzung der Demarcationslinie, 1797, 1799 und 1800;
  • über Einquartierung hessischer Truppen behufs Besitzergreifung, September 1802;
  • Einquartierung preußischer Truppen 1806;
  • Einquartierung der alliirten Truppen Mai und Juni 1814;
  • Fourage-Lieferungen für die alliirten Truppen 1815;
  • Einquartierung russischer Truppen vom 5. bis 13. Dezember 1818.

Der große Brand von 1807 hatte ganz Neheim in Asche gelegt. Der von der hessischen Regierung entworfene und durchgeführte Bebauungsplan sah anstatt der alten eng aneinandergedrängten Häuser breite und langgestreckte Straßen mit offener Bebauung vor, die heute als

  • Hauptstraße,
  • Burgstraße,
  • Arnsbergerstraße,
  • Apothekerstraße den Kern Neheims bilden.

Die alte Burg, die seit den Tagen der Arnsberger Grafen den festungsmäßigen Stützpunkt gebildet hatte, wurde im Jahre 1808 weggebrochen.
Nach dem großen Brande herrschten traurige wirtschaftliche Zustände. Die Hausbesitzer, besonders also die Schützenbrüder, waren verarmt. Erst mit Einführung der Industrie in den 1830er Jahren fingen die Verhältnisse an sich zu bessern. Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 3. Dezember 1849 verliehen Seine Königliche Majestät der hiesigen Schützenbruderschaft die Rechte einer Corporation.
Am 6. Juni 1857 feierte die Schützen-Bruderschaft das Fest ihres 250 jährigen Bestehens. Die Beschreibung des Festes kann nicht besser wiedergegeben werden, als durch die Worte des Protokollbuches. Unmittelbar nach dem Feste geschrieben bieten sie ein frisches Bild, wie sich das Fest abgespielt hat. Sie sind aber besonders deshalb von bleibendem Wert , weil in ihnen manche Tradition aus älterer Zeit, die sonst erloschen sein würde, dauernd festgelegt ist.

Die Feier des 250 jährigen Jubiläums der Schützen-Bruderschaft zu Neheim am 6. Juni 1857.

Nachmittags gegen 4 Uhr versammelten sich die Herren Schützenbrüder vor dem Rathhause, wo dann die Fahne abgeholt und in schönster Ordnung der Vogel nach herkömmlichem Gebrauche auf die Stange aufgesetzt wurde. In Ordnung wurde wieder zum Rathhause marschiert und sämtliche Schützenbrüder auf den Rathhaussaal eingeladen, wonach freundlichst Folge geleistet wurde. Nachdem daselbst Platz genommen, trat der Hauptmann vor und hielt folgende kurze Anrede:

Ihr Herren Schützenbrüder !
Unsere heutige Versammlung betrifft eine erhabene Festlichkeit, welcher sich die Bruderschaft seit ihrem Entstehen noch nicht zu erfreuen gehabt hat. Ein Fest, welches unsere Vorfahren angestiftet, und welches wir heute mit vollem Recht nicht feierlich genug begehen können. Bei der diesjährigen Gelagsüberlegung wurde nämlich unter Anderem in Anregung gebracht, daß unsere Bruderschaft in diesem Jahre 250 Jahre bestehe und dieses als ein Jubiläum betrachtet werden möchte. Man war hiermit einverstanden, und es wurde beschlossen, ein Comite zu ernennen, welches eine etwaige anzuregende Festlichkeit etc. berathen möchte. Dieses Comite trat dann später zusammen und beschloß, daß am Tage vor dem diesjährigem Schützenfeste mit Bezug auf das Jubiläum ein feierliches Hochamt in hiesiger Pfarrkirche gehalten und hierzu ein jeder Schützenbruder theilzunehmen eingeladen werden sollte. Am Nachmittage nach Beendigung des Vogelaufsetzens 2 oder 3 Ohm Bier von dem diesjährigen Schützenbier unter die Herren Schützenbrüder zu vertheilen und den Tag mit Musik und Trommelschlag, Zapfenstreich zu beschließen.

Um nun zunächst einen Rückblick auf die vergangenen Jahre unserer Bruderschaft zu werfen, die Entstehung derselben mit den später vorgekommenen vielen Widerwärtigkeiten in etwa wieder darzustellen, erlaube ich mir, Herren Schützen-Brüder, Folgendes mitzutheilen:

Unter der Regierung des Kaisers Rudolph II., wo sich schon allerlei bedenkliche Vorfälle und aufrührerischen Bewegungen, welche durch die Reformation entstanden, in manchen Teilen seines Reiches zeigten, da verbanden sich die Katholiken durch ein enges, festes Zusammenhalten, den herankommenden, drohenden Ungewittern entgegen zu treten, welches sich dann leider im Jahre 1618 durch den 30-jährigen Krieg über ganz Deutschlands Fluren ergoß.

Zu dieser Zeit machte sich dann auch unser damaliger Landesherr Churfürst Ernestus zu Cöln zur Aufgabe, in allen Städten seines Reiches obige Verbindungen einzuführen und stiftete demzufolge im Jahre 1607 unsere Bruderschaft. Statuten wurden entworfen und bestätigt. Aus diesen geht nach § 7 deutlich hervor, wie auf etwaige oben schon angedeutete Rüstungen hingezielt wird. Nichts destoweniger ist in den Statuten die strengste Manneszucht anempfohlen, Religion, Sittlichkeit zu befolgen und Gehorsam pp. gegen den Vorstand zu leisten bei Strafe festgesetzt. Von diesen Statuten machte die Brudesrschaft bis heute Gebrauch und feiern wir denn, wie schon erwähnt, mit Recht heute ein erhabenes 250-jähriges Fest, ein Fest, welches wir und unsere ersten Nachkommen nicht wieder in dieser Reihe von Jahren feiern werden.

Die hiesige Stadt verehrte der Bruderschaft gleich bei Gründung oder deren Entstehung ein silbernes Stück, worauf das städtische Wappen als bleibendes Denkmal oder Andenken, zum Geschenk und wurde hiermit dem Vogel gewissermaßen die Grundsteinlegung gegeben, welchem dann reichliche Spenden von Nah und Fern von Jahr zu Jahr folgten und somit heute nicht unbedeutend in unserer Mitte glänzt.

Leider hatte die Bruderschaft seit dieser Reihe von Jahren mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Zunächst war es der30 - jährige Krieg, welcher im Jahre 1648 beendigt wurde und dem Vaterlande manche Wunde zu heilen überließ. Dann folgte der 7-jährige Krieg 1756-1763, wodurch ihre Freuden wieder aufs neue getrübt wurden. Unter all diesen Drangsalen feierte die Bruderschaft ihre Feste im Stillen durch religiöse Handlungen. Als Beweis dieser Drangsalen befindet sich an unserm Vogel eine schöne Silberplatte, verehrt von dem damaligen Burggrafen Granshoff zu Neheim b. 29. Mai 1763, mit folgender Inschrift:

Nachdem wir in 7 Jahren harte Kriegsnoth erfahren, endlich Noe geschicket die Taube mit dem grünen Friedenslaube, darum an heute unverdrossen wurde der Vogel geschossen.
Die Feste wurden nunmehr um so glänzender gefeiert, und solange bis zu jener Zeit, wo sich von Frankreich aus wieder ein Kriegsgetümmel hören ließ. Dieses war die französische Revolution im Jahre 1789. Auch in diesen Zeiten war die Bruderschaft genötigt, ihre Feste im Stillen zu feiern, etwa von 1792 bis 1801, und solange, bis in etwa wieder Ruhe eingetreten war; von da ab aber wurden die Festlichkeiten wieder mit vollem Glanze gefeiert und gedachte man schon im Stillen, wie man das Jahr 1807 als ein Jubeljahr -- 200 -- betrachten wolle, als der Himmel diese Freuden abermals aufs neue trübte. Es waren nicht kriegerische Hemmnisse, nein, sondern die große Feuersbrunst am 10. April 1807, wo in wenigen Augenblicken die ganze Stadt, mit Ausnahme einiger Häuser ein Schutthaufen wurde. Die Festlichkeiten, welche kurz vor dem Brande beschlossen waren, mußten unter diesen Umständen eingestellt werden; jedoch störte alles dieses nicht die statutenmäßige jährliche Zusammenkunft abzuhalten, Rechnung zu legen, wobei der kleine Ueberschuß verteilt wurde. Bis 1811 wurden die Festlichkeiten nur im Stillen durch religiöse Handlungen gefeiert. Von da ab nahmen die Festlichkeiten wieder ihren Anfang. Von 1816 bis 1820 hatte die Bruderschaft wieder mißliche Umstände zu überwinden, es waren dieses die Hungerjahre von 1816-1817. Nichts schwächte jedoch den Muth der Bruderschaft, um die Statuten aufrecht zu erhalten. Die jährlichen Zusammenkünfte wurden gehalten, Rechnung gelegt pp. Von jener Zeit an hat dann die Bruderschaft keine besonderen mißlichen Umstände zu überwinden gehabt. Daß ungeachtet aller dieser mißlichen Umstände die Finanzlage der Bruderschaft eine sehr gute gewesen sein mag, beweist sehr deutlich das schöne Kapital von 11-1200 Thlr., welches vor und nach durch Ersparnisse zu diesem Fonds sich zusammenbildete. Von diesen Kapitalien wurde viele hypothekarisch ausgeliehen; jedoch konnte die Hypothek nur auf einzelne übertragen werden, indem von Seiten der Hypothekenbehörde der Bruderschaft auf dessen Name einzutragen insofren entgegengestellt wurde, daß die Eintragung wohl auf den Namen der Bruderschaft als Gläubigerin geschehen, jedoch nicht vom Vorstande ohne jedesmalige Vollmacht der einzelnen Bruderschaftsmitglieder gelöscht werden könnte; indem in den Statuten kein Vorstnad genannt sei. Um diesen Unangenehmlichkeiten, verbunden mit den großen Schwierigkeiten der jedesmaligen Bevollmächtigung seitens der ganzen Bruderschaft nun für alle Male ein Ende zu machen, fand sich unser damaliger Herr Hauptmann Hövel veranlaßt, bei der landräthlichen Behörde die Verleihung der Korporationsrechte zu beantragen, welches jedoch von dieser abgelehnt wurde. Nichts schwächte jedoch seinen Muth, weitere Schritte zu thun, um das Ziel zu erreichen, jedoch wieder vergebens, indem unsere Bruderschaft Privat-Zwecke verfolge und solchen Vereinen keine Korporationsrechte verliehen würden, war die Antwort. Die ganze Bruderschaft kann nicht umhin, dem Herrn Hauptmann Hövel nicht allein für diese höchst wichtige Verfolgung der beanspruchten Rechte im Interesse der Bruderschaft den innigsten dank hiermit abzustatten, sondern fühlt sich der jetzige Vorstand ebenfalls hiermit veranlaßt, für die musterhafte Ordnung der Bruderschafts-Akten, Aufstellung der Bruderschaftsutensilien durch ein Verzeichniß, sowie Revidirung und Wiegung des Vogels der Bruderschaft nach den einzelnen Stücken mit Benennung der Aufschriften pp. dem Herrn Hauptmann Hoevel ebenfalls den innigsten dank mit dem Wunsche darzubringen, daß Gott denselben noch lange der Bruderschaft erhalten möge. Hoevel blieb aus Liebe und Achtung für die Bruderschaft in seinen Bemühungen um Erlangung der Korporationsrechte thätig und gelang es dann durch Vermittlung des Herrn Bürgermeisters Dinslage ein Bittgesuch an Se. Majestät den König im Jahre 1849 die Korporationsrechte zu erwerben und zwar insoweit, als solche zum Erwerbe von Grundstücken und Kapitalien erforderlich sind.
Die Bruderschaft konnte nunmehr ihre Kapitalien hypothekarisch eintragen lassen, das von der Behörde angenommen wurde.

Man glaubte jetzt alle Schwierigkeiten überwunden zu haben. Dieses sollte jedoch nicht der Fall sein, indem von der Hypothekenbehörde bei etwaigen Löschungen die früheren Bemerkungen der mangelnden Legitimation der Bruderschaftsmitglieder erhoben wurden. Der Vorstand beantragte auf Grund der Korporationsrechte bei der Staatsbehörde die Verleihung der Ausübung dieser Rechte bei der Hypothekenbehörde; jedoch vergebens, bis dann endlich, um all diesen Schwierigkeiten ein für alle Mal vorzubeugen und zu begegnen, der Vorstand in Gemeinschaft mit Herrn Bürgermeister Dinslage die alten Observanzen, zu einem Statut erhoben festsetzte und in einer Versammlung von der ganzen Bruderschaft unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Dinslage genehmigt und unterzeichnet wurden. Herr Bürgermeister Dinslage sandte diese Ergänzung der Statuten an die Staatsbehörde mittels Befürwortungsschreiben, welche solche demnächst genehmigte. Die Ergänzung des Statuts ist der Hypothekenbehörde zur Kenntnisnahme eingesandt, und von solcher als genehmigt zurückgesandt worden. Die Bruderschaft hat nunmehr durch den Erwerb der Korporationsrechte und Ergänzung des Statuts ihren Zweck erreicht. In Anerkennung der vom Herrn Bürgermeister Dinslage der Bruderschaft geleisteten Dienste sowie auch, daß derselbe der Bruderschaft sein ferneres Wohlwollen nicht entziehen möge, hat denn der Vorstand beschlossen, Herrn Bürgermeister Dinslage als Ehrenmitglied der hiesigen Schützenbruderschaft zu ernennen, was denn hiermit geschieht.

Die ganze Bruderschaft war hiermit einverstanden. Herr Bürgermeister Dinslage, welcher bei dieser Feier zugegegn war, war hierüber sichtbar gerührt, hielt vor versammelter Bruderschaft eine kurze auf die Feier des Tages bezügliche Anrede, dankte und nahm diese Ehrenbezeugung mit dem größten Danke an.

Hierauf führte der Scheffen H. Lohage 10 weißgekleidete Schulkinder in den Saal vor den Vorstand, welche dem Hauptmann eine von dem Schützenvorstand zur Feier des Jubiläums der Bruderschaft geschenkte Medaille mit Inschrift gewidmet von den Vorstandsmitgliedern, Namenschriften derselben sowie der Herren Fahnenoffiziere überreichten. Die Kinder sangen abwechselnd vor dem Vorstand und Bruderschaft auf das Fest eigens gemachte Lieder, worauf, nachdem dieses geschehen, jeder Schützenbruder ein Exemplar zum Andenken erhielt. Der Tag verging unter munteren und heiteren Scherzen und Gesprächen. Am Schlusse des Festtages wurde von dem regierenden Scheffen Herrn Lohage Folgendes vorgetragen:

Theuerste Mitbürger !
Hiernieden ist alles dem Wechsel und der Vergänglichkeit unterworfen, so wird auch unser heutiger Festjubel und unsere Wonne wechseln und vergehen; verwelken und verbleichen werden die mit lieblichen Grün festlich geschmückten Räume; verstummen wird der Klang der Jubelgesänge und Freudentöne; die lieblich rauschende Festmusik wird verhallen; und wir, die wir heute so innigen Anteil an diesem Feste nehmen, werden ebenfalls der Vergänglichkeit weichen müssen. Aber dennoch wird eins bleiben und fortbestehen und dieses ist die liebevolle Erinnerung an dieses so seltene Fest. Sowie unsere alten Jubelgreise die eigentlichen Träger und Grundfesten unserer Bruderschaft sind und diesen ganz besonders wegen der von ihren Vätern uns rein überlieferten Grundsätze und Statuten ein besonderes Lob gebührt, so wollen wir die Ueberlieferung dieser festlichen Jubelfeier von 1857 den in diesem Jahr uns eingereihten jungen Schützenbrüdern übertragen; sie werden dann, wenn einst nach 50 Jahren dieses frohe Fest einer späteren Generation wiederkehrt und sie wie unsere Väter Greise geworden sind, alsdann noch unsern Kindern und Enkeln unsere herrliche Jubelfeier von 1857 schildern und sich dann der heutigen Genüsse erinnern, welche sie mit uns gemeinsam verlebt haben.

Darum, liebe Mitbürger, laßt uns unsern Jubelgreisen insbesondere, sowie allen Aeltesten unserer Bruderschaft nebst den jungen Brüdern ein Lebehoch bringen. - Sie, sowie die ganze Bruderschaft sollen leben hoch !    

Die Schützen-Bruderschaft, auf das engste mit der Stadt Neheim verknüpft, hatte von jeher das unbestrittene Recht, das städtische Rathaus zu allen ihren Zusammenkünften und Festen zu benutzen. Sie machte ständig von diesem Rechte Gebrauch und den älteren Schützenbrüdern steht noich frisch in Erinnerung, in welchem patriarchalischen bürgerlichen Zusammenschluß das jährliche Schützenfest in den Rathausräumen gefeiert wurde. Die Vergrößerung der städtischen Verwaltung, wie die für die ausgedehnte Bruderschaft zu eng gewordenen Räume ließen aber endlich das alte Herkommen nicht mehr durchführbar erscheinen. Es kam daher nach längeren Verhandlungen am 16. August 1883 folgender Vertrag zu Stande:

Die Feier des 250 jährigen Jubiläums der Schützen-Bruderschaft zu Neheim am 6. Juni 1857.

Zwischen dem Magistrat der Stadt Neheim und dem Vorstande der mit Corporationsrechten versehenen Schützenbruderschaft daselbst wurde folgender Vertrag abgeschlossen:

1.
Die hiesige Schützenbruderschaft hat an dem städtischen Rathhause Flur V Nr. 664/155 das Mitbenutzungsrecht. Die Stadt Neheim löst dieses Mitbenutzungsrecht für immerwährende Zeiten dadurch ab, daß sie der Schütznbruderschaft eine Baarsumme von Dreitausend Mark zahlt und von der Grundparzelle Flur I Nr. 374/158 eine Größe von zwölf ar als lasten-und schuldenfreies Eigenthum überweist.

2.
Die Schützenbruderschaft verzichtet gegen Empfangnahme von dreitausend Mark und Uebernahme der vorbezeichneten Grundfläche von zwölf ar auf alle und jede Rechte, die sie in der Benutzungsweise des Rathhauses jemals mag besessen haben, und erklärt sich dadurch für vollständig abgefunden.

3.
Die Grundparzelle Flur I Nr. 374/158 hat nach der stattgefundenen Vermessung eine Gesammtgröße von 24 ar 05 qm. - Die Stadt Neheim verkauft der Schützenbruderschaft die Mehrgröße von zwölf ar fünf qm als schulden-und lastenfreies Eigenthum gegen Zahlung von fünfzehn Mark pro ar, also im Ganzen Einhundertachtzig Mark fünfundsechzig Pfennig, so daß damit die Schützenbruderschaft in den eigenthümlichen Besitz der ganzen Flurparzelle Flur I Nr. 374/158 gelangt.

4.
Die Besitz-Uebergabe, sowie die Grundbuch-Auflassung der Grundparzelle Flur I Nr. 374/158 auf den Namen der Schützenbruderschaft soll stattfinden, sobald der gegenwärtige Vertrag die Genehmigung der königlichen Regierung erhalten haben wird. Zu gleicher Zeit erfolgt auch die Zahlung der baaren Abfindungssumme von 3000 Mark an die Schützenbruderschaft, sowie Zahlung des Kaufgeldes von 180 Mark 65 Pfg. an die Stadt.

5.
Die Kosten des Vertrages, der Auflassung und Vermessung trägt jeder Theil zur Hälfte.

6.
Gegenwärtiger Vertrag wird in zwei Exemplaren ausgefertigt und erhält die Schützenbruderschaft das Neben-Exemplar.
Neheim, den 16. August 1883.

Der Magistrat:
Dinslage, Jaeger, Th. Cosack, H. Wetzchewald, Frieling

Der Schützenbruderschafts-Vorstand:
Fr. Burgard, Schützenhauptmann      
Kampschulte, Scheffen
Wortmann, Scheffen
Binhold, Fähnrich

Zu dem vorstehenden Vertrage und zu der Auflassung des darin bezeichneten Grundstückes Flur I Nr. 374/158 wird rücksichtlich der Stadt Neheim die Genehmigung mit der Erläuterung ertheilt, daß das vorbezeichnete Grundstück in der Steuer-Gemeinde Neheim gelegen ist.
Arnsberg, den 8. September 1883. ( L. S. )

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern.
v. Rosen, Keßler, Westphal
A. IV 4278.

Auf dem erworbenen Grundstücke erbaute die Schützenbruderschaft im Jahre 1884 ihr neues Heim: die Schützenhalle. Dort werden alle Geschäfte der Bruderschaft, nämlich:

  • Beschlußfassungen,
  • Aufnahmen neuer Mitglieder,
  • Rechnungslegungen

vorgenommen, dort finden die Zusammenkünfte, besonders das jährliche Schützenfest statt.

Hauptmann der Neheimer Bruderschaft ist seit dem 3. Mai 1883 der Stadtrentmeister Franz Burgard, dessen baldige größere Amtshandlungen die Loslösung der Bruderschaft aus dem zu eng gewordenen Rathause und der Bau der Schützenhalle waren. Die Gesamtbürgerschaft ist für die Schaffung dieses Baues zum Dank verpflichtet, weil die Halle, obzwar (mit Rücksicht auf die verfügbaren Mittel) nur äußerst einfach erbaut, der einzige größere Saalbau in der Stadt Neheim ist, weil der Saal für alle großen Zusammenkünfte und Feste entgegenkommend zur Verfügung gestellt wird und weil dort stets der Geist der Ordnung geherrscht hat. Die ständige Anpassung der Bruderschaft an die gegenwärtige Zeit ist ein weiteres Verdienst des Hauptmanns Burgard. Die Bruderschaft hofft, daß sie am 3. Mai 1908 das 25 jährige Jubiläum ihres Hauptmanns in treuer Einigkeit und Anhänglichkeit begehen wird.

  • Dem Hauptmann stehen im Vorstande als Scheffen Franz Gosselke und Franz Stromberg, als Fähnrich Anton Wiese zur Seite.
  • Rendant der Bruderschaft ist Theodor Hülsemann.
  • Fahnen-Offiziere sind zur Zeit Bernhard Lenze, Josef Rüsewald, August Taprogge, Anton Dame, Theodor Heppelmann und Franz Hövel.
  • Als Unteroffiziere fungieren Heinrich Kampschulte und Fritz Brumberg.
  • Schützenkönig aus dem Jahre 1906 ist Wilhelm Post.

In früheren Jahren braute die Bruderschaft das erforderliche Bier im Brauhause, welches sich im Erdgeschoß des Rathauses befand, selbst. Dieses hatte jedes Jahr einer der beiden Scheffen zu besorgen. Die Brauerei-Geräte wurden beim Neubau der Schützenhalle durch den Vorstand verkauft. Die ausstehenden Kapitalien wurden eingezogen und zum Neubau der Schützenhalle verwendet.

Die erste Tätigkeit des zeitigen Hauptmannes bestand in Anschaffung einer neuen Fahne, da die alte sehr defekt geworden war. Die Bruderschaft brachte sofort zu diesem Zwecke durch freiwillige Gaben den Betrag von 460 Mk zusammen, wofür solche angefertigt wurde. Ihre weitere Opferwilligkeit hat die Bruderschaft dadurch bestätigt, daß sie bei Ueberschwemmungen und Unglücksfällen namhafte Beträge hergab.

Als Ehrenmitglieder wurden 1897: Pfarrer Dr. Balkenhol (+1906) aufgenommen.

Im Jahre 1892 wurde die Schützenhalle durch Anbau mehrerer Zimmer erweitert. Die Kosten betrugen rund 4000 Mk., welche aus Ersparnissen gedeckt wurden.
In demselben Jahre begann der Neubau der hiesigen katholischen Pfarrkirche. Seitens des Hauptmannes wurden die Schützenbrüder gebeten, ein bleibendes Denkaml für die Bruderschaft durch Stiftung eines Mutter-Gottes-Altars in der Pfarrkirche zu stiften. Die Bruderschaft beschloß einstimmig, diesem Wunsche nachzukommen und brachte die ganzen Kosten des Altars in Höhe von 2500 Mk. durch freiwillige Gaben auf. Dieses Beispiel veranlaßte andere Vereine und Private zu ähnlichen Stiftungen.

Im Jahre 1903 veranlaßte der Hauptmann die Frauen der Schützenbrüder, eine neue Fahne für die Bruderschaft zu stiften. Sofort bildete sich aus den Frauen eine Commission und schon nach einer Woche wurde dem Hauptmann die Summe von 567 Mk. eingehändigt. Die Fahne von 1907 ist von der Mündener Fahnenfabrik geliefert und prächtig ausgefallen. Ein neues Denkmal der Opferwilligkeit der Bruderschaft besteht in der Anschaffung eines weiteren Altars zu Ehren der hl. Barbara für die hiesige Pfarrkirche. Dieser soll als 300 jährige Jubiläumsgabe gelten: er kostet 2000 Mk., ist ganz aus freiwilligen Gaben beschafft und bildet ein Schmuckstück für die Pfarrkirche.

In der Schützenhalle befindet sich ständige Restauration und ist dieselbe seit Jahren an den Kastellan Ferdinand Topp übertragen. Die Restauration ist in guten Händen; Speisen und Getränke sind gut.

Zu der in diesem Jahre stattfindenden Jubelfeier sind über 20 Nachbar-Schützengesellschaften und über 20 hiesige Vereine von der Bruderschaft eingeladen. Mit ganz wenigen Ausnahmen haben sämtliche ihre Teilnahme zugesagt, ein Beweis dafür, daß die Bruderschaft angesehen ist und allseits in bester Freundschaft steht. Auch die hiesigen Behörden haben Einladungen zur Teilnahme erhalten.

Quelle: Festschrift zur 300-Jahr-Feier der Bruderschaft am 26. Mai 1907

Aus der Chronik der letzten 100 Jahre – 1907 bis 1982

Die Schützenbruderschaft, aufs engste mit der Stadt verknüpft, hatte von jeher das unbestrittene Recht, das Rathaus zu allen ihren Zusammenkünften und Festen zu benutzen. Die Vergrößerung der städtischen Verwaltung und das Anwachsen der Mitgliederzahl der Bruderschaft ließen das alte Herkommen mit der Zeit nicht mehr durchführbar erscheinen.

Es kam daher nach längeren Verhandlungen am 16. August 1883 zwischen dem Magistrat und dem Schützenvorstand ein Vertrag zustande, wonach die Bruderschaft auf ihr Mitbenutzungsrecht am Rathaus verzichtete, und die Stadt der Bruderschaft dafür 3.000 Mark und ein 12Ar (=1200m²) großes Grundstück als lasten- und schuldenfreies Eigentum überwies. Den Rest der Parzelle in Größe von 12Ar 5qm (=1205m²) verkaufte die Stadt der Bruderschaft als schulden-und lastenfreies Eigentum gegen Zahlung von 15 Mark pro Ar (=180,75 Mark). Auf diesem Grundstück errichtete die Schützenbruderschaft ihr neues Heim: die Schützenhalle.

Bis zum Bau der Schützenhalle braute die Bruderschaft ihr Bier selbst. Dies besorgten im jährlichen Wechsel die beiden Scheffen. Zum Bierbrauen mußten früher die neu angenommenen Schützenbrüder zehn Jahre lang eine festgesetzte Menge Gerste "in Natura" abliefern.
So erklärt sich, daß man häufig in den Protokollbüchern von Schützen liest, "die noch in der Gerste sind". Während des Neubaus der Schützenhalle wurden die Braugeräte verkauft.
Die Naturallieferungen waren schon seit mehreren Jahren in Geldbeträge umgewandelt worden; nach dem 2. Weltkrieg sind auch diese weggefallen.

Ihre enge Verbundenheit mit der Kirche ließ es eine ehrenvolle Aufgabe für die Bruderschaft sein, durch Stiftungen und Spenden an der würdigen Ausgestaltung ihres Gotteshauses mitzuwirken. So stiftete die Bruderschaft für die 1893 erbaute neue Neheimer Pfarrkirche den Muttergottesaltar ( Kostenpunkt 2.500 Mark) und zur 300-Jahr-Feier (1907) der Mutterkirche einen Chormantel mit Segensvelum.

Auch an den großen Aktionen der Schützenverbände beteiligte sich die Bruderschaft.
So unterstützte sie mit einer namhaften Summe die Sammlung für den Bau der Diasporakirche St. Sebastian in Michelstadt (Odenwald) sowie die Aktionen "Die Welt braucht Priester" und "Kinder in Not".

Bei der 300-Jahr-Feier am 26. Mai 1907 wurde in einem historischen Festzug die Entwicklung des Schützenwesens gezeigt. Der von Kaiser Wilhelm II. verliehene goldene Schützenadler und die sogenannte kleine Königskette, eine Ehrengabe der Stadt, erinnern an die Jubelfeier.

Geruhsam gingen die Jahre vor dem 1. Weltkrieg dahin. So sicher wie der Kalender ergab sich der jährliche Vereinsablauf mit Versammlungen und Fest, das stets am Sonntag nach Pfingsten, dem "Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit", stattfand. Dieser Termin wurde übrigens bis 1939 beibehalten.

Es kam der 1. Weltkrieg, der auch in die Reihen der Neheimer Bruderschaft schmerzliche Lücken riss. In dieser Zeit konnte die Halle, da die Vermögenslage der hiesigen Bruderschaft sehr schlecht war, nicht mehr gehalten werden. Sie ging im Wege der Zwangsversteigerung in andere Hände über (1919 an Kaspar Post, später bekannt als "Post's Käppe"; langjähriger Inhaber des "Deutschen Hauses" in der Apothekerstraße.). Dennoch konnten die Feiern bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges dort stattfinden. 1943 wurde die mittlerweile in "Volkshalle" umbenannte Halle ein Opfer der Möhneseekatastrophe.

Die ersten Feste nach dem 1. Weltkrieg wurden als Volksfeste mit der gesamten Bevölkerung gefeiert und fanden guten Anklang. Ab 1924 wurde jedoch wieder in "althergebrachter Weise" gefeiert, also "nur mit Frauen" und "wieder mit Freibier".
Trotz der schwierigen Wirtschaftslage und der allgemein großen Arbeitslosigkeit fand auch 1932 nach langen Besprechungen und Überlegungen ein Fest statt, "jedoch ohne Vogelschießen, ohne Festzug sowie ohne Zapfenstreich und Weckruf".

Die seit 1933 mit der sogenannten Machtergreifung durch den Nationalsozialismus erlebten Eingriffe des "Staates" in das Bruderschaftsleben bedeuteten Zeiten schwerster Krisen und seelischer Belastung. Nach der 1934 erfolgten Gleichschaltung (d.h. 51% des Vorstandes mußten Mitglieder der NSDAP sein) erfolgte 1937 die zwangsweise Eingliederung in den "Reichsbund für Leibesübungen", dessen Fahne und Statuten auch übernommen werden mußten.
Der 2. Weltkrieg legte schließlich die ganze Vereinsarbeit lahm.

Die Kriegs- und Nachkriegsjahre waren für die Bruderschaft harte und schwere Jahre. Sobald die Verhältnisse nach dem Krieg es gestatteten, erstarkte die Bruderschaft zu Größe und Aktivität. Manches, was den neuzeitlichen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, ist allerdings der Gegenwart angepaßt worden.
So konnten früher nur Besitzer einer "Sohlstätte" sowie deren ältester Sohn und, dem Charakter als kirchliche Bruderschaft entsprechend, nur Katholiken Mitglieder werden. Die erste Bestimmung hat lange Geltung gehabt, obwohl sie längst ihre Bedeutung verloren hatte. Sie läßt sich nur aus der Gründungszeit erklären, da ausschließlich die freien Bürger das Recht hatten, Waffen zu tragen.

Heute kann jede christliche Person, wie es in den Statuten der Bruderschaft heißt und wie es sich im Laufe der Zeit historisch von selbst entwickelt hat, Mitglied werden. Eine andere eigenartige Sitte, die sich recht lange erhalten hat, gestattete keinem Mädchen die Teilnahme am Fest.
Nur Frauen waren zur Feststätte und zum Tanz zugelassen. Ein im Jahre 1890 und ein zweites Mal im Jahre 1924 gestellter Antrag, den Mädchen - wenigstens den Schützentöchtern - die Teilnahme am Fest und Tanz zu erlauben, fand keine Annahme. Erst seit 1948 gibt es eine Königin und einen Hofstaat.

Während man früher nur vom Schützenbruder sprach, spricht man heute gern von der Schützenfamilie. Denn Frauen, Jugendliche und Kinder sind inzwischen voll integriert. Die Aufhebung der erwähnten einengenden Bestimmungen hat dazu geführt, daß das Neheimer Schützenfest sich zu einem wirklichen Volksfest entwickelte, das alle Bevölkerungsschichten zu fröhlichem Tun vereint.
Dieses Volksfest wird seit 1975 im Wechsel mit dem Neheimer Jägerverein gefeiert.

Zur Erreichung ihrer Ziele hat sich die Bruderschaft nach dem 2. Weltkrieg dem "Sauerländer Schützenbund" und dem "Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften" (seit 1967: "Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften") angeschlossen.

Ein Markstein in der Geschichte der Bruderschaft war die Feier ihres 350jährigen Bestehens im August 1957. Aus Anlaß dieses Jubiläumsfand in Neheim-Hüsten der 1. Diözesanschützentag der Erzdiözese Paderborn statt. 

Seine besondere Bedeutung lag darin, daß sich hier zum erstenmal die beiden großen Schützenverbände, der "Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften" und der "Sauerländer Schützenbund", zur Ausrichtung auf die gemeinsame Zielsetzung ihres Leitwortes "Glaube, Sitte, Heimat" fanden.
Die Bedeutung diese Treffens unterstrich die Teilnahme des Paderborner Erzbischofs Dr. Lorenz Jaeger und des damaligen Weihbischofs Dr. Franz Hengsbach. Die Tage waren Ausdruck der geistigen Geschlossenheit und Einheit des gesamten Schützenwesens innerhalb des Paderborner Bistums und gaben allen, die an den Veranstaltungen teilnahmen, neue Anregungen für das Leben in ihren Bruderschaften und Vereinen.
Erzbischof Lorenz Jaeger war seit diesem Schützentreffen Ehrenvorstandsmitglied der Neheimer Bruderschaft.

Um das Leben in der Bruderschaft kraftvoller zu gestalten, wurde 1958/59 die Pflege des Schießsports wieder in das Programm aufgenommen. Die Bemühungen um ein eigenes Heim und die Erstellung eines eigenen Schießstandes führten schließlich zum Erfolg. Ende 1966 war das Heim fertig.
Die Fertigstellung des Schießstandes erforderte jedoch noch viele freiwillige Arbeitsstunden. Da alle Landesmittel gesperrt waren, mußte ein großer Teil der Sportanlage in Eigenarbeit erstellt werden. Nach Abnahme durch einen Schießsachverständigen des Landes erfolgte dann am 3. Juni 1970 die Inbetriebnahme der Schießsportanlage.

Um am sportlichen Schießen teilnehmen zu können und um in den Genuß der Sportförderungsmittel zu kommen, war die Bruderschaft mit der Schießsportgruppe bereits 1968 Mitglied des "Westfälischen Schützenbundes" geworden. Er ist der einzige vom Land anerkannte Fachverband für sportliches Schießen.

Als Auszeichung für die in über 100jährigem Wirken erworbenen besonderen Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Schießsports verlieh Bundespräsident Richard von Weizsäcker der Bruderschaft am 1. Dezember 1986 die "Sportplakette des Bundespräsidenten".
Plakette und Urkunde wurden in einer Feierstunde am 17. Januar 1987 vom Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Werner Schwiers, in Lemgo überreicht.

Häufige Einbrüche in das Schützenheim sowie eine Brandlegung Anfang 1973, die einen großen Schaden verursachte, erforderten die Errichtung einer dem Schützenheim angegliederten Wohnung. Um die notwendige Wirtschaftlichkeit der Anlage sicherzustellen wurden in Gesprächen mit der Stadt andere Lösungsmöglichkeiten überlegt.
Mit Hilfe der Stadt kam es zum Bau des "Schützen- und Keglerzentrums". Anfang Mai 1974 konnte das Gebäude bezogen und die Anlagen in Betrieb genommen werden.

Beim 10. Bundeskönigsschießen des "Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften" 1962 in Werl errang der Schützenbruder Willi Beckmann die Würde des Bundeskönigs. Er ist bisher der einzige Bundeskönig aus der Erzdiözese Paderborn.
Seine Frau Helga (+ 1977) stellte als Bundeskönigin dem Gesamtverband eine neue Aufgabe, indem sie 1963 in Bad Godesberg die Aktion "Die Welt braucht Priester" proklamierte.

Am 16. Mai 1971 fand in Neheim-Hüsten der 16. Bundesköniginnentag statt. Dieser Tag, der jährlich begangen wird, soll herausstellen, welchen Anteil die Frau an dem Streben nach Verwirklichung der Schützenideale nimmt. 1971 stand der Tag unter dem aktuellen Leitgedanken "Bruderschaften auf dem Weg zu familiärer Vereinigung".

Das für Neheim besondere Brauchtum - Schnadegang und Osterfeuer - bewahrte die Bruderschaft vor dem Verfall und gab den Bräuchen eine zeitgemäßen Sinn.

Stets hat sich die Bruderschaft den Problemen der Zeit gestellt. So hat sie auch deutliche Zeichen gegen Ausländerhaß und Fremdenfeindlichkeit gesetzt. Sie möchte auch in der Zukunft mit ihren Festen nicht nur Freude in die Umwelt tragen, sondern alte und junge Menschen, Einheimische, Aussiedler und Ausländer zusammenführen und allen das Gefühl der Zusammengehörigkeit geben.

Seit der Feier des 375jährigen Bestehens der Bruderschaft (1982) ist Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt Ehrenvorstandsmitglied der Bruderschaft. Seine Worte sollen richtungweisend für die weitere Arbeit der Bruderschaft sein:
"Schützen müssen Männer sein, wie sie unsere Zeit so dringend benötigt: Entschlossen im Handeln, bereit zum Einsatz für das Gute und unerschrocken im Kampf gegen das Verderbliche und Zersetzende. Sie müssen eintreten für die Würde des Menschen, für die christlichen Grundwerte und für Volk, Heimat und Vaterland".

(gez. Theo Schröder)

Die Schützenbruderschaft vor ihrem 400-jährigen Bestehen – 1982 bis 2007

1982 - 375 Jahre Schützen in Neheim

Im Januar 1982 trafen sich die ehemaligen Könige der Bruderschaft und gründeten die Gemeinschaft der Zaunkönige – ehemalige Könige der Neheimer Schützenbruderschaft.

Vom 17. - 19. Juli wurde das 375-jährige Jubiläum der Schützenbruderschaft und mit ihm Ehrenoberst Franz Heimann als Jubiläumskönig gefeiert.

Der Jägerverein schenkte unserer Schützenbruderschaft nach dem Jubiläumsfestzug im Zelt eine neue Königskette.

Da der bisherige Standort der Vogelstange am Wiedenberg dem Straßenbau weichen musste, wurde nach einem neuen Platz gesucht. Nach anfänglichen Einwänden des Jägervereins wurde sie letztendlich am Fresekenhof aufgestellt und mit dem vom Ehrenmitglied der Bruderschaft, Erzbischof Dr. Degenhardt, abgegebenen ersten Schuss in Betrieb genommen. Die Spitzenvertreter der Schützenverbände sowie Erzbischof Dr. Degenhardt wurden zu einem Empfang in den Drostenhof geladen. Die anschließende feierliche Schützenmesse zusammen mit den Neheimer Priestern rundete das Zusammenkommen ab.

1983

Im Jahre 1983 wurde das Volksfest zusammen mit dem Jubiläum „625 Jahre Stadt Neheim“ gefeiert. Ein in Bildern unterteilter historischer Festzug aus Mitgliedern der Schützenbruderschaft und anderen Neheimer Vereinen sowie befreundeten Schützenbruderschaften bescherte den zahlreichen Zuschauern in Neheims Straßen ein einmaliges Erlebnis. Die Schützenbruderschaft stellte dabei das Bild Nr. 9: „Unterhaltung und Verteidigung der Stadtmauer“.

Am 5. Dezember 1983 wurde nach erfolgreicher Renovierung des Fresekenhofes die erste Vorstandssitzung im linken Gewölberaum abgehalten. Diesen teilen sich die Schützen mit dem Strohdorfclub Neheim.

1984

Vom 18. - 20. August 1984 wurde das Neheimer Volksfest vom Jägerverein ausgerichtet, der gleichzeitig sein 150-jähriges Jubiläum feierte. In der Generalversammlung am 2. Dezember sprach sich die Bruderschaft einstimmig für die Beibehaltung des Marktplatzes als Festplatz aus, auch wenn aus bautechnischen Gründen (Tunnelbau) weniger Fläche zur Verfügung stand. Doch der Platz sollte grundsätzlich nicht als Festplatz gefährdet werden. Ein entsprechender Brief wurde verfasst und an den damaligen Bürgermeister Alex Paust geschickt mit der Bitte, sich für dieses Vorhaben einzusetzen.

1985

Im April 1985 fand eine gemeinsame Unterschriftenaktion der Schützenbruderschaft und des Jägervereins zur Beibehaltung des Neheimer Marktplatzes als Festplatz statt. Dieser Aktion war ein Antrag der SPD-Fraktion, einen anderen Festplatz in Innenstadtnähe zu suchen, vorausgegangen.

Am 19. April 1985 wurde beschlossen, Stadtfahnen anzuschaffen, die die Bürger käuflich erwerben konnten.

Vom 17. - 19. August feierte man das Volksfest unter schwierigen räumlichen Verhältnissen: Nur 1.200 qm Zeltfläche standen wegen der Tunnelbauarbeiten zur Verfügung. Eingeleitet wurde das Fest am 16. August durch einen Heimatabend unter Mitwirkung des Heimatbundes.

Am 13. Dezember 1985 fand erstmalig ein Seniorentag für die Mitglieder der Bruderschaft im Fresekenhof statt.
Die Bruderschaft zählte inzwischen 557 Mitglieder.

1986

Am 20. März 1986 stellte Baudezernent Rütger Niemeyer der Schützenbruderschaft in der ehemaligen Firma Steinau die Pläne zur Neugestaltung des Marktplatzes und des Gransauplatzes vor. Die erste Städte- und Bildungsfahrt fand am 29. und 30. November 1986 statt. Ziel war die Hansestadt Bremen, wo man u.a. den Weihnachtsmarkt besuchte.

1987

Am 17. Januar 1987 erhielt die Bruderschaft bzw. Schießgruppe in Lemgo die vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker verliehene „Sportplakette des Bundespräsidenten“. Sie wurde von Kultusminister Hans Schwier überreicht.

Am 10. April teilte der Vorstand mit, dass sich die Suche nach den alten Protokollbüchern der Bruderschaft, den sogenannten Gründungsbüchern, als erfolglos erweise. Sie sind bis heute unauffindbar.

Am 13. September nahm die Bruderschaft am Europaschützenfest in Lippstadt teil. Das Fest wurde von 30.000 Schützen und 80.000 Gästen besucht.

Am 31. Oktober 1987 feierte die evangelische Christuskirche in Neheim ihr 150-jähriges Bestehen. Unsere Schützenbruderschaft gehörte zu den Gratulanten.

Die Neheimer Volksfeste fanden wieder, wie vereinbart, im jährlichen Wechsel zwischen der Schützenbruderschaft und dem Jägerverein als Veranstalter auf dem Marktplatz statt.

1990

In diesem Jahr stellte sich der langjährige Schriftführer der Bruderschaft, Theo Schröder, nicht mehr zur Wahl. Auf Grund seiner besonderen Verdienste um das Schützenwesen und die Schützenbruderschaft war er mit den höchsten Orden des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften und des Sauerländer Schützenbundes ausgezeichnet worden.

Oberst Ludwig Meinzer konnte aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nicht mehr wahrnehmen. Zu seinem Nachfolger wurde in der Generalversammlung am 9. Dezember 1990 Günter Becker gewählt. Sein Stellvertreter war Scheffe Herman Griesenbrock, der 1989 Hans Josef Rocholl, seit 1982 im Amt, abgelöst hatte. Weiterer Stellvertreter wurde Friedhelm Meisterjahn, der 1991 als Nachfolger von Günter Becker zum Scheffen gewählt wurde.

Inzwischen zählte die Bruderschaft 652 Mitglieder.

1991

Ein Leitfaden für zukünftige Könige wurde 1991 erstellt, um die finanziellen Belastungen für das Königspaar im Rahmen zu halten.

Außerdem wurde in diesem Jahr eine Kinderkompanie gegründet. Die Mitgliedschaft von Frauen in der Schützenbruderschaft war inzwischen ebenfalls möglich geworden.

Der Bierumsatz auf dem Volksfest betrug 245 Hektoliter.

1992

In der Generalversammlung am 13. Dezember 1992 referierte Alex Streit über das Thema „Entstehung und heutige Verwendung der Kirchensteuer“.

1993

Im Vorstand wurden Überlegungen angestellt, das Kreisschützenfest auszurichten, für das 4.000 Sitzplätze notwendig waren. Doch selbst unter Einbeziehung des Tunnels konnten diese nicht garantiert werden. Auch die Behörden stellten für die Bruderschaft nicht erfüllbare Auflagen. Das Fest konnte daher nicht von ihr ausgerichtet werden.

Die Schützen gründeten 1993 eine Jugendkompanie.

1994

Für die Anschaffung einer Stele zum Gedenken der Opfer der Möhnekatastrophe im Mai 1943 spendete die Bruderschaft eine beachtliche Summe. Die Einweihung des Mahnmals fand am 23. April 1994 statt. Der Journalist Fritz Pleitgen, späterer Intendant des WDR, erinnerte an die Opfer.

Der mit der Stadt bestehende Pachtvertrag für das Gelände an der Jahnallee wurde in einen Erbbauvertrag umgewandelt.

Am 11. Dezember 1994 hielt Bürgermeister Hans Josef Vogel in der Herbstversammlung einen interessanten Vortrag über das Thema „Die kleinen Lebenskreise stärken“ bzw. „Zuerst der Bürger, dann die Stadt / der Staat“. Sein Anliegen war es, sich für rechtzeitige Bürgerbeteiligungen bei Großplanungen einzusetzen und damit eine Dezentralisierung vieler Aufgaben zu gewährleisten. Für die Schützen war dies ein löbliches Vorhaben, da es seit ihrem Bestehen eine Selbstverständlichkeit ist, sich aus verantwortungsbewusstem Bürgersinn für das Gemeinwohl einzusetzen. Dies ist in ihrer Satzung festgeschrieben.

1995

Im Jahre 1995 hatte die Bruderschaft bereits 716 Mitglieder. Der Bierpreis auf dem Neheimer Volksfest betrug 1,70 DM.

1996

Am 8. März wurde in der Generalversammlung eine umfassende Renovierung der Kegelbahnen angekündigt, die mit dem „Tag der offenen Tür“ am 31. August abgeschlossen werden konnte.

Des Weiteren schafften die Schützen gemeinsam mit den Jägern eine große Tribüne für den Vorbeimarsch sowie ein Kassenhäuschen für die Volksfeste an.

Eine vom geschäftsführenden Vorstand vorgeschlagene Beitragserhöhung von 24,00 DM auf 30,00 DM wurde vom Gesamtvorstand wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage – es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit – abgelehnt. Dies geschah, obwohl seit 1978 keine Anpassung der Beiträge erfolgt war.

1997

Am 22. März 1997 wurde das Vorstandsmitglied Raimund Reuther zum Stadtoberst gewählt. Er gab das Amt aus persönlichen Gründen am 1. November 1999 wieder ab.

Während des Volksfestes vom 23. - 25. August brannte ein Schaustellerwagen aus. Der Tod eines Kindes war zu beklagen. Durch eine spontane Spendenaktion und die Aufstockung der Summe durch Schützen und Jäger konnte der Familie ein Betrag in Höhe von 4.500,00 DM überreicht werden. Der Bestand der Bruderschaft hatte eine Zahl von 788 Mitgliedern erreicht.

1998

In diesem Jahr wurde der neben dem Schützen- und Keglerzentrum gelegene Verkehrskindergarten von der Schützenbruderschaft und dem Kegelclub Schock 11 mit hohem finanziellen Aufwand und mit über 300 ehrenamtlichen Arbeitsstunden renoviert.

Zum 50. Todestag von Franz Stock (siehe Kapitel in der Chronik zu 400-Jahrfeier 'Schützenbruderschaft und Franz Stock') fuhr eine Schützendelegation zur kirchlichen Feier nach Chartres. Auch der damalige Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl sowie der heimische Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz nahmen daran teil.

In der Jahreshauptversammlung am 13. März 1998 wurde der Beitrag für Mitglieder, mittlerweile 882, von 24,00 DM auf 30,00 DM erhöht. Im Weiteren gab man in der Generalversammlung am 6. Dezember 1998 die Gründung von vier Kompanien bekannt.

 

1999

Am 16. Januar wurden dem Vorstand die Pläne zur Erweiterung und Neugestaltung des Gesellschaftsraumes im Schützen- und Keglerzentrum vorgestellt, welcher dann am 31. Juli 1999 bereits in Betrieb genommen werden konnte.

2000

Im Jahr 2000 wurde durch die Schützen anlässlich des Schnadeganges im Hasbachtal ein mit einer Urkunde versehener Äspohlstein (siehe Kapitel in der Chronik zu 400-Jahrfeier „Schnadegang“) aufgestellt. Kopien dieser Urkunde wurden dem Heimatbund und dem Stadtarchiv übergeben.

Ebenfalls in diesem Jahr übergab die Schützenbruderschaft dem Pfarrer der Gemeinde Sankt Johannes Baptist eine zur Gründung des Dombauvereins zweckgebundene Spende. Am 2. Dezember 2000 informierte der Vorsitzende des Dombauvereins, Rütger Niemeyer, während eines Seniorennachmittags über die Kirchensanierung.

In der Herbstversammlung am 10. Dezember hielt der Leiter der Planungsabteilung „Stadtentwicklung“, Thomas Vielhaber, vor den Mitgliedern der Bruderschaft einen Vortrag über die Planung „Bahnhof Neheim-Hüsten und Umfeld“.

2001

Die Schützenbruderschaft stiftete ein Brückenbild, welches am 17. August 2001 an der Ohlbrücke angebracht wurde.

Der von unserer Bruderschaft am 27. Oktober 2001 ausgerichtete Herbstball fand auf Grund mangelnder geeigneter Räumlichkeiten in Neheim in der Hüstener Schützenhalle statt.

Die Bruderschaft zählte in diesem Jahr über 1.000 Mitglieder.

2002

In der Frühjahrsversammlung am 8. März stellte sich Oberst Günter Becker nicht mehr zur Wahl. Als Nachfolger wurde Hans-Eberhard Hilger zum Oberst gewählt. Günter Becker wurde Ehrenoberst.

Die Generalversammlung am 8. Dezember 2002 legte fest, dass der jeweilige Freitagabend des Schützenfestes als volkstümlicher Abend mit freiem Eintritt Bestandteil der Feierlichkeiten sein soll.

2003

Am 1. März des Jahres konnte die Familie Mayer das 25-jährige Jubiläum als Pächter des Schützen- und Keglerzentrums feiern.

Im Frühjahr 2003 wurde ein Architekt für die umfangreiche Sanierung des Schützenund Keglerzentrums beauftragt. Die Sanierung endete zum 1. Juli 2003 und die Kegelbahnen konnten wieder freigegeben werden. Gleichzeitig kehrten die Sportkegler zurück, die einige Jahre ihre Trainingsabende und Wettkämpfe an anderer Stätte durchgeführt hatten.

Auch fanden in diesem Jahre umfangreiche Sanierungsarbeiten auf dem Gelände des Schützen- und Keglerzentrums und auf dem Schießstand in Eigenleistung statt.

Die Schützenbruderschaft zählte 1.126 Mitglieder.

Am 24. Dezember 2003 feierte unserer Präses Franz Schnütgen seinen 70. Geburtstag. Erzbischof Hans-Josef Becker ernannte ihn auf Grund seines vorbildlichen priesterlichen Wirkens zum Geistlichen Rat (ehrenhalber). Die Bruderschaft schenkte ihm einen Rundflug – nicht nur über seine Wirkungsstätte Neheim, sondern auch über sein Elternhaus
im Kreis Olpe.

2004

Zur Vorbereitung des Jubelfestes 2007 wurden am 16. Januar 2004 die Kommissionen „Festakt, Chronik, Ausstellung“ und später „Sponsoring“ gegründet, die zügig ihre Arbeit aufnahmen.

Am 28. April verabschiedete man Ehrenoberst Günter Becker als stellvertretenden Diözesan-Bundesmeister und Hans-Eberhard Hilger wurde Bezirks-Bundesmeister.

Mit einem „Tag der offenen Tür“, der zusammen mit den Neheimer Keglern am 16. Oktober 2004 veranstaltet wurde, konnten die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen (Bau einer behindertengerechten Toilette, neuartiges Tonnendach etc.) am Schützen- und Keglerzentrum abgeschlossen werden.

Das Schützen - und Keglerzentrum erhielt am 24. Oktober die Auszeichnung „Barrierefreie Gaststätte“ vom VDK.

In der Generalversammlung am 10. Dezember 2004 hielt Oberstleutnant Bomke von der Bundeswehr einen aufschlussreichen Vortrag über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

2005

Im Januar initiierte die Schützenbruderschaft gemeinsam mit dem Jägerverein im Kulturzentrum ein Benefizkonzert für die Opfer der Tsunami-Flutkatastrophe 2004 in Asien. Die Moderation übernahm Schützenoberst Hans-Eberhard Hilger.

Präses Franz Schnütgen wurde im Juli 2005 verabschiedet und zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Als seinen Nachfolger führte man am 5. September Pfarrer Stephan Jung von unserer Pfarrei Sankt Johannes Baptist ein.

In der Herbstversammlung informierte Oberst Hans-Eberhard Hilger über den Stand der Vorbereitungen für das Jubelfest 2007. In der gleichen Versammlung wurde Schriftführer Klaus Schickhoff, der von seinem Amt zurücktrat, für seine
langjährige Mitarbeit gedankt und Andreas Skrzypek zum Nachfolger gewählt.

2007 - 400 Jahre SCHÜTZEN FEST IN NEHEIM

In der Jahreshauptversammlung am 9. März wurde das endgültige Konzept für den Ablauf des Jubiläums 2007 vorgestellt. In diesem Jahr haben insbesondere das Königspaar Doris und Volker Schneider sehr viele Repräsentationsaufgaben wahrzunehmen. Diese begannen mit dem Neujahresempfang für die Neheimer Vereine im Schützen- und Keglerzentrum, wo Bürgermeister Hans-Josef Vogel und Oberst Hans-Eberhard Hilger auf die Bedeutung des 400-jährigen Jubiläums hinwiesen.

Interessantes aus Archivunterlagen

Namensänderung der Schützenbruderschaft

Name des Vereins: Schützenbruderschaft Neheim
Patrone: Die heilige Dreifaltigkeit und die Gottesmutter Maria
Vereinsname seit 1947: Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607

Am 20. April 1958 wurde beschlossen, die Schützenbruderschaft in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Sie führt seit diesem Tag zum Namen den Zusatz e.V.

Wie kam es zu dieser Namensänderung?

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945 wurden zunächst alle Schützenvereine gemäß Artikel 3 des Gesetzes Nr.8 von den alliierten Besatzungsmächten verboten und aufgelöst, weil sie zu jenen Vereinen gerechnet wurden, die militärische Traditionen verfolgten.

Der damalige Pfarrer der St. Johannes-Gemeinde, Joseph Hellmann, setzte sich - er war davon überzeugt, dass es sich bei der Neheimer Schützenbruderschaft um eine kirchliche Einrichtung handle - für die Wiederzulassung der Bruderschaft ein.
Er richtete über den Stadtdirektor der Stadt Neheim-Hüsten zweimal - am 10. Mai 1946 und am 19. Juli 1946 - ein Gesuch an die Militärregierung in Arnsberg mit der "Bitte um Wiederzulassung der hiesigen Schützenbruderschaft". Der Erfolg war negativ (siehe Heft "Die Präsides der Schützenbruderschaft Neheim") .

Um zum Ziele zu kommen, wandte sich Pfarrer Hellmann an den Generalpräses der "Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus" in Leverkusen-Bürrig und bat um seine Vermittlung. Die Erzbruderschaft war am 31. Mai 1946 von der Militärregierung schriftlich genehmigt worden.
Der Generalpräses der "Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus", Geistl. Rat Pfarrer Dr. Peter Louis, teilte Pfarrer Hellmann am 12. Dezember 1946 mit, dass der Weg zur Genehmigung nur über die Erzbruderschaft gehe.
Er machte in seinem Schreiben den Vorschlag, den Namen eines Patrons vor den Titel zu setzen, "vielleicht des Pfarrpatrons". Nach Beratung mit einigen langgedienten Vorstandsmitgliedern meldete Pfarrer Hellmann mit Datum vom 3. Februar 1947 die Bruderschaft unter dem Namen des Pfarrpatrons "St. Johannes Baptist" bei der Erzbruderschaft in Leverkusen-Bürrig an. Seitdem führt die Bruderschaft den Namen "St. Johannes Baptist" bzw. "St. Johannes der Täufer".

Wahrscheinlich war den Herren nicht mehr bekannt, dass die Bruderschaft seit ihrer Gründung unter dem Patronat der "Heiligen Dreifaltigkeit und der Gottesmutter Maria" stand. In Erinnerung an das frühere Patronat feiert die Bruderschaft jährlich am "Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit" ihr Patronatsfest.

Protokollbücher

Die Bruderschaft besitzt Protokollbücher seit dem Jahr 1849. - Zwei Bücher, nämlich die Lagerbücher von 1753 und 1726 fehlen. Diese beiden Bücher hat Pfarrer Hellmann am 7. Mai 1957 an Herrn Rektor Bahnschulte ausgeliehen.

Darüber gibt es eine Aktennotiz. Seit dieser Zeit fehlen die Bücher.

In der Festschrift von 1975 berichtet Bahnschulte aus den beiden Lagerbüchern. Unter der Überschrift "Aus der älteren Geschichte der Schützenbruderschaft St. Johannes der Täufer" schreibt er, daß das Lagerbuch von 1726 um 1680 begonnen wurde, aber inhaltlich bis 1651 zurückreiche und abschriftlich die (Wieder-)Begründung der Bruderschaft mitteile. Dann berichtet er über die "Bierrechte von 1750". In einem weiteren Artikel berichtet er unter der Überschrift "Aus alten Protokollen" aus dem Lagerbuch von 1753.

Den Inhalt des Lagerbuches von 1753 hat Bürgermeister Heinrich Brüning, Bürgermeister der Stadt Neheim von 1886 bis 1907, im Jahre 1907 in der "Geschichte der Schützenbruderschaft Neheim" im wesentlichen wiedergegeben. Der von Bahnschulte verfasste Artikel "Aus alten Protokollen" enthält - wie er schreibt - "Auszüge aus bemerkenswerten, von Brüning nicht aufgeführten Protokollen".
Bahnschulte hatte bereits im Mai 1926 in der "Ruhr-und Möhnezeitung" "Aus alten Lagerbüchern der Schützenbruderschaft zu Neheim"berichtet.
Den Abschluss seiner Berichte bilden folgende Sätze:
"Beim Durchblättern der vergilbten Bücher, besonders des älteren Lagerbuches, drängt sich die Erkenntnis auf, dass die Eintragungen mit großer Gewissenhaftigkeit und Treue gemacht worden sind und dass mit Beständigkeit am Alten festgehalten wurde: ein Symbol der Bruderschaft selbst. Fast ein Jahrhundert hindurch war jeder der beiden Folianten im Gebrauch, weshalb es nicht wunder nimmt, dass Deckel und Seiten tiefgebräunt und die schweinsledernen Riemen abgerissen sind." (Festschrift "350 Jahre Schützenbruderschaft St. Johannes der Täufer Neheim", Seite 44).

Carl-Joseph Dinslage, Bürgermeister der Stadt Neheim von 1847 bis 1886, war der erste, der "Beiträge zur Geschichte der Stadt Neheim" veröffentlichte. Im "Auszug aus den alten Protokollen der Stadt Neheim, enthaltend diejenigen Nachrichten, welche für die Stadt von Nutzen und Interesse sind" befinden sich die nachstehenden Berichte über die Schützenbruderschaft:

1706, 30. Mai (wörtlich):
"In diesem 1706ten Jahr am 30. Mai Dominica Sanctissimi Trinitatis ist die nun 99 Jahr übliche Confraternität der Schützen nach dem Salve und empfangener bendiktion des Allerhochwürdigsten, mit fliegendem Fähnlein und öffentlichem Trummenschlag in löblicher Civilität ordentlich zum Vogelbaum geschritten, und hat nach trefflichen Schützen-exercitis den Vogel gefället. Danach eodem ordine den Schützenkönig zum Rathaus begleitet."
(Aus "Präsentation von Stadtgeschichte", Seite 217)

1707, 19. Juni:
"In diesem 1707 Jahr auf Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, so diese Jahr auf den 19. Juni eingefallen, nachmittags immediate post Salve und bened. venerabiliss. Sacram. ist das Vogelschießen nach alte Observanz ordentlich vorgenommen, auch glücklich vollzogen worden. Dieser Schützenkönig wurde Diedrich Cöster genannt Fischer."
(Aus "Präsentation von Stadtgeschichte", Seite 218)

1708, 2. Juni (wörtlich):
"den Vogel nachmittags hora 5 die H. Schützen aufsetzen wollen, ist der Vogelbaum über der Schere plötzlich abgebrochen. Es ist daher nächstfolgenden Tages zur Scheibe geschossen; die Scheibe ist aufgestellt worden unter den Bäumen zwischen der Möhne und der Mühlenschlacht."
Anmerkung: Die Mühlenschlacht lag zu jener Zeit bedeutend näher bei der Stadt. Die jetzige Mühlenschlacht ist 1781 erbaut und der Mühlengraben in jetziger Richtung angelegt.
(Aus "Präsentation von Stadtgeschichte", Seite 219)

1709, 26. Mai (wörtlich):
"Am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit nachmittags sind alle Schützen, nachdem der Litaney in der Kirche erst beigewohnt und durch das hochwürdigste Sakrament des Altares die benediction erhalten, aufm Rathause versammelt, woselbst ihnen vom Herrn Hauptmann Brunabend und Fähnrich Theodor Cösters guter Behutsamkeit, auch anderer Civilitäten Erinnerung geschehen, in löblicher Ordnung zum Platz des Vogelbaumes (wo für diesmal an Platz des Vogelbaumes ein Scheiben aufgerichtet) gegangen; und nachdem ein jeder Schütze 2 Schüsse zur Scheiben getan, hat das Glück den Wohl-Ehrbaren Heinr. Linneborn favorisiert; daß er mit fliegendem Fähnlein und öffentlichem Trummenschall wieder zur Stadt aufs Rathaus mit dem Vogel durch alle Schützen ist begleitet worden."
(Aus "Präsentation von Stadtgeschichte", Seite 220)

1782, 6. August
"Die im Jahre 1607 unter dem Kurfürsten Ernst gestiftete Schützenbruderschaft nimmt jährlich an Zinsen 32 Taler 5  Petermännchen ein, was auf Verlangen angezeigt wird."

(Aus "Präsentation von Stadtgeschichte", Seite 230)

Hauptleute bzw. Obersten der Schützenbruderschaft Neheim

Am 29. Juni 1849 wurde der Rentmeister Wilhelm Hövel im Rathaus zum Hauptmann der Bruderschaft gewählt.
Es war wohl das erste Mal, dass der Hauptmann von der gesamten Versammlung gewählt wurde. Bis dahin war es Brauch, daß der Fähnrich und der älteste Scheffe Wahlmänner ernannten. Hövel nahm das Amt am 10. Juli 1849 an.
Am 4. Juni 1853 nahm er seinen Abschied.

Am 30. Oktober 1853 wurde der bisherige Fähnrich Franz Erlenkamp zum Hauptmann gewählt. Man kehrte zur alten Wahlform zurück. Der Fähnrich und der älteste Scheffe bestimmten je 10 Wahlmänner.
Erlenkamp legte 1856 sein Amt nieder.

Am 20. Juli 1856 wurde Ferdinand Binhold jun. mit Stimmenmehrheit zum Hauptmann gewählt. Hauptmann Binhold verstarb am 10. April 1883.

Am 13. April 1857 hatte sich die Bruderschaft eine neue Satzung gegeben. Bezüglich der Wahlen heißt es in §6:
"Hauptmann und Fähndrich werden mit einfacher Stimmenmehrheit in ordentlicher General-Versammlung auf eine Functionsdauer von Vier Jahren gewählt.
Zur Wahl der Scheffen ernennt der Hauptmann und der Fähnderich jeder einen Schützenbruder, welche beiden Deputirten die Wahl selbständig und endgültig vornehmen. Dieselben werden auf zwei Jahre gewählt, und tritt jedes Jahr ein scheffen aus.
Die Wahl des Hauptmanns leitet der älteste Scheffen, und die Wahl des Fähndrichs der Hauptmann."
(Aus "Festschrift zur Feier des 300jährigen Bestehens der Bruderschaft", S. 44/45)

Am 3. Mai 1883 wurde der Stadtrentmeister Franz Burgard zum Hauptmann gewählt. Er übte das Amt bis 1907 aus.

Am 18. August 1907 bzw. 24. November 1907 gab sich die Schützenbruderschaft eine neue Satzung. Im §3 heißt es:
"Die Wahl jedes einzelnen Vorstandsmitgliedes erfolgt durch die Generalversammlung in einem besonderen Wahlgange und zwar durch Stimmzettel, kann aber auch per Akklamation geschehen, wenn aus der Versammlung heraus von mindestens 10 Mitgliedern kein Widerspruch erhoben wird. Als gewählt gilt derjenige, welcher die absolute Majorität auf sich vereinigt. Gewählt wird für die Amtsdauer von 4 Jahren."


Die 1. Brudermeister und Obersten seit 1907

Aug. 1907 - Feb. 1911 Theo Cöppicus-Röttger
Feb. 1911 - Mai 1914 Dr.med. Hans Schlüter
Mai 1914 - März 1931 Anton Dame
März 1931 - Mai 1939 Clemens Dame
Mai 1939 - Mai 1945 Franz Buchheister
Mai 1947 - Mai 1949 Josef Ricker
Mai 1949 - Mai 1975 Franz Heimann (*)
Mai 1975 - Dez. 1990 Ludwig Meinzer
Dez. 1990 - März 2002 Günter Becker
März 2002 - März 2008 Hans-Eberhard Hilger
März 2008 - März 2020 Andreas Cloer
März 2020 Christian Draeger

(*) In der Generalversammlung am 11. Oktober 1964 wurde beschlossen, dem Vorsitzenden der Bruderschaft den Rang eines Obersten zuzuerkennen. Franz Heimann war bereit, den ihm angetragenen Rang des Obersten anzunehmen.

von Theo Schröder

Aus der lokalen Presse

Zeitungsartikel nach dem Jubiläumsschützenfest 1982

Zeitungsartikel nach dem Jubiläumsschützenfest 1982
Sekundärquelle: 375 Jahre Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 - Rückblick NEHEIMER VOLKSFEST SCHÜTZENFEST 17., 18. und 19. Juli 1982; Arnsberg-Neheim, 1982, Seite 11

Zeitungsartikel über ein Neheimer Schützenbild von 1900

Zeitungsartikel über ein Neheimer Schützenbild von 1900
Sekundärquelle: SCHÜTZEN-JAHRE - Eine Zeitreise durch die Geschichte der Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 e.V.; Arnsberg-Neheim, 2007, S. 64
Schützen und Jäger - gemeinsames Volksfest schmiedet Gemeinschaft

Artikel von Alfred Redecker

Nachfolgender Artikel wurde in einigen Teilen aktualisiert.
Autor des Originals: Alfred Redecker - 1978

Zu den bemerkenswerten Ereignissen, die das Vereinsleben in Neheim zu verzeichnen hatte, gehörte dies:

die Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 e.V. und der Jägerverein Neheim von 1834 e.V. haben beschlossen, ihr Fest gemeinsam bei jährlich wechselnder Federführung zu feiern und somit in jedem Jahr nur noch ein großes Volksfest zu veranstalten.

Dieser Beschluß wurde im Jahre 1975 erstmalig in die Tat umgesetzt. Bis zu dieser für alle Beteiligten vorteilhaften Einigung fand neben dem jährlichen Schützenfest im zweijährigen Abstand auch das Jägerfest statt. Die Ausrichtung von zwei großen Volksfesten pro Jahr brachte naturgemäß organisatorische Schwierigkeiten mit sich. Auch wurde die Feierfreudigkeit der Bürger leicht überstrapaziert.

Einstmals vorhandene Unterschiede in den ideellen Zielsetzungen der die genannten Feste ausrichtenden Vereine verwischten sich im Laufe der Nachkriegsjahre immer mehr. Diese Tatsache zeigte sich im Ablauf der Feste; deutlicher aber kam das Verschwimmen dieser zum Teil von Außen in die beiden großen Vereine hineingetragenen Abgrenzungen durch das Festpublikum zum Ausdruck. - In früheren Jahren war "Mann" entweder Schütze oder Jäger. Beides zusammen ließ sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht vereinbaren.Im Laufe der Zeit verlor dieser Aspekt zum Glück an Bedeutung. Die Feste wurden von "Sympathiesanten" beider Lager gemeinsam gefeiert. - Heute ist es fast schon selbstverständlich und völlig unproblematisch als Mitglied sowohl im Jägerverein als auch in der Schützenbruderschaft eingetragen zu sein. - Der Gedanke an ein gemeinsames Fest stieß also nicht auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Im Gegenteil: er bot sich geradezu an.

Endgültig und unwiderrufbar bestätigt wurde die Zusammenlegung der Feste durch die Verlegung des Festplatzes von der Möhne auf den Marktplatz vor der Johanneskirche. Glücklich war auch die von diesem Zeitpunkt an gültige neue Namensgebung.

Der Begriff "Neheimer Volksfest" hat sich seit seiner Einführung als eine Art Gütesiegel etabliert. Die enormen Besucherzahlen an den Festtagen, sowohl im Festzelt als auch während der Festumzüge in den Straßen Neheims, bestätigen dies jedes Jahr aufs neue.

Rahmenvereinbarung zum Neheimer Volksfest

Neheimer Volksfest Aktennotiz
Klub der Zaunkönige

Klub der Zaunkönige in der Schützenbruderschaft

St. Johannes Neheim von 1607

Die Nahrung des Zaunkönigs besteht aus Bier, Schnaps, Geselligkeit u. kl. Spinnen

Liebe Ex-Majestät, lieber Schützenbruder !

Ein kleiner Kreis ehemaliger Schützenkönige hatte anläßlich einer Generalversammlung die Idee, eine "lose" Vereinigung ehemaliger Schützenkönige, von Willi Jürgens treffend "Zaunkönige" genannt, zum Zwecke der Bereicherung unseres Schützenlebens und der Pflege der Geselligkeit zu gründen.

Zur offiziellen Gründungsversammlung mit Rinderwurst und Bier

am 15. Januar 1982 um 19.30 Uhr in "Kampmanns Keller" laden wir hiermit herzlich ein.

Für das Gründungskomitee
P. Schulte      H.J. Rocholl

Anfang Januar 1982

Was ist der Klub der Zaunkönige?

Der Klub der Zaunkönige ist, wie es auch schon in der Gründungseinladung steht, eine "lose" Vereinigung ehemaliger Schützenkönige. Jeder ehemalige Schützenkönig wird zu den Veranstaltungen der Zaunkönige eingeladen. Der scheidende Schützenkönig wird dann am Schützenfest-Montag, nach dem Königsschießen, der Ermittlung seines Nachfolgers, in die Reihen der Zaunkönige aufgenommen. Die ehemaligen Schützenkönige mit ihren Königinnen finden sie hier.

Der Klub der Zaunkönige ist das Pendant zum jährlich stattfindenden Königinnenkaffee. Neben geselligen Veranstaltungen engagieren sich die Zaunkönige auch für gute Zwecke im Bereich Neheim.